Aus einer Position der Stärke entscheiden

An der Genossenschafterversammlung der Mehrzweckhalle Kepinhowa hat der Vorstand über eine geplante Übergabe der Halle an die Stadt Willisau informiert. Die Genossenschafter würdigten die grosse Arbeit des Vorstandes und sahen die Chancen der Übertragung. Begeisterung über den geplanten Schritt war allerdings noch wenig zu spüren.

Die MZA Kepinhowa soll von der Genossenschaft an die Stadt Willisau veräussert werden.
 

von Marlis Roos Willi

«Der grosse Aufmarsch heute zeigt uns einmal mehr, wie wichtig den Gettnauern ihre Mehrzweckhalle ist und dass sich alle interessieren, wie es mit ihr weitergeht», stellte Präsident Norbert Arnet bei der Begrüssung der zahlreichen Genossenschafter der MZA Kepinhowa fest. Arnet stellte den Anwesenden acht Punkte vor, welche den Vorstand bewogen haben, mit dem Stadtrat Willisau in Kontakt zu treten und ihm die Übergabe der Halle anzubieten. «Grundsätzlich ist das Betreiben einer Mehrzweckhalle Aufgabe der öffentlichen Hand. Uns war aber immer klar, dass die Gemeinde Gettnau diese Aufgabe damals aus mehreren Gründen nicht übernehmen konnte. Darum sind die Bürger und vor allem die Vereine mit der Gründung einer Genossenschaft selbst aktiv geworden», meinte er und zeigte auf, dass dank dieser Initiative Gettnau in den letzten Jahren von einer attraktiven Halle profitieren konnte. Allerdings sei dies nur möglich gewesen, dank sehr grosszügigen Bedingungen der Gemeinde und dank dem Sponsoring der Firmen Makies und Kigro. Dazu habe man jeweils im Sommer ein grosses Lotto veranstaltet und viele Leute hätten seit Beginn und bis heute ehrenamtlich und engagiert ihr Wissen und Können eingebracht. Finanziell stehe man im Moment solide da. Man sei aber nicht in der Lage, Rückstellungen für kommende Unterhaltsarbeiten oder gar grössere Renovationen zu tätigen. Die Mietzinseinnahmen würden nämlich nur rund einen Drittel aller Ausgaben decken.

Man muss nicht, man kann

Norbert Arnet eröffnete den Anwesenden, dass die Stadt Willisau bereit ist, für die Halle 1,28 Mio. Franken zu zahlen. Dieser Preis setzt sich aus einem Darlehen, der Übernahme der bestehenden Bankkredite sowie der Abgel­tung aller Genossenschafteranteile zusammen. Sollte nach erfolgter Liquidation ein Gewinn zu verbuchen sein, würde dieser je zur Hälfte an den neuen Gettnauer Ortsteilverein und die Studer’sche Armenstiftung überwiesen. «Es war nie das Ziel, dass wir uns bereichern wollen. Wir wollten immer gemeinsam etwas erreichen und die Anlage betreiben», meinte der Präsident dazu. Über zwanzig Jahre habe die Genossenschaft nun ihren Zweck erfüllt. Wenn man die Halle jetzt an die Stadt übergebe, könne die Genossenschaft alle Verpflichtungen erfüllen und den Vereinen würden umfangreiche Gelder zurückfliessen, welche als Kapital zur Verfügung gestellt worden seien. Das sei eine gute Situation für beide Seiten.

Von links: Stadtammann Daniel Bammert, Edith Kurmann, Roman Ineichen, Thomas Röthlisberger und Genossenschaftspräsident Norbert Arnet. Auf dem Bild fehlt das Vorstandsmitglied Raymund Rinderknecht. Foto Marlis Roos Willi

Der Stadtrat kennt die Geschichte der Halle

«Der Bau der Halle war vor 20 Jahren eine gute Idee, sie hat das gesellschaftliche Leben in Gettnau belebt. Dem Stadtrat Willisau ist bewusst, dass die Kepinhowa von den Vereinen und für die Vereine gebaut worden ist», antwortete Stadtammann Daniel Bammert auf die Frage, ob die Gettnauer Vereine künftig die Halle im gleichen Umfang werden nutzen können. «Die Stadt Willisau ist allgemein sehr grosszügig zu den Vereinen. Das ist eine grundsätzliche Haltung der Stadt. So wird es auch mit den Vereinen aus Gettnau gehandhabt. Die Vereine werden in Gettnau ihren Vorrang in der Halle behalten, wir wollen aber die Belegungszeiten optimieren und alle Vereine der Stadt gleichbehandeln. Aus diesem Grund wurde der vorgesehene Gebührentarif mit jenem der Stadt verglichen. Gemäss diesem Tarif werden die Vereine für Trainings die Halle künftig zu eher günstigeren Tarifen nutzen können. Ebenfalls wird für Leidessen die gleiche Miete verlangt. Eher teurer wird die Miete für grosse, kommerzielle Anlässe und die Durchführung der Kilbi.

Zum ausgehandelten Preis für die Halle meinte Daniel Bammert: «Die Halle steht im Baurecht in der öffentlichen Zone. Sie ist nicht ein Einfamilienhaus oder ein Spekulationsobjekt, welches auf den Markt gebracht werden kann.» Trotzdem sei der Wert von einem spezialisierten Unternehmen geschätzt und für beide Seiten als akzeptabel anerkannt worden.

Beschluss wird schriftlich gefällt

Mit dem Verkauf der MZA hat die Genossenschaft keinen Zweck mehr und darum sollen die Genossenschafter gleichzeitig mit der Übertragung auch die Liquidation der Genossenschaft beschliessen. Der Beschluss über den Verkauf und die Auflösung der Genossenschaft wird im schriftlichen Verfahren durchgeführt, damit jeder Genossenschafter die Möglichkeit hat, an der Abstimmung teilzunehmen. Im Dezember werden allen Genossenschaftern die Abstimmungsunterlagen zugestellt und bei einer Zustimmung soll die Halle bereits auf den 1. Januar 2023 an die Stadt Willisau übertragen werden. Norbert Arnet sagte dazu: «Es geht jetzt schnell. Auch ich bin mit der Halle emotional verbunden. Aber jetzt haben wir die Chance, aus einer Stärke heraus zu handeln, darum ist das der richtige Entscheid.»

Wunsch: ein Schlussessen

Aus der Versammlung wurden mehrere Fragen gestellt und auch Bedauern geäussert. Insbesondere Vertreter und Vertreterinnen von Vereinen blickten zurück auf das grosse Engagement, welches geleistet werden musste, damit die Halle seinerzeit gebaut werden konnte. Grundsätzlicher Widerstand war nicht auszumachen und fast schon versöhnlich meinte ein Versammlungsteilnehmer, dass es ihm zu wenig wäre, dieses Stück Dorfgeschichte mit einer schriftlichen Abstimmung sang- und klanglos zu beenden, mindestens ein fettes Schlussessen für alle Genossenschafter erwarte er schon. Diese Anregung wurde vom Vorstand wohlwollend aufgenommen.

Präsident Norbert Arnet: «Ein pragmatischer Entscheid»

Sie haben sich über zwanzig Jahre für die MZA Kepinhowa eingesetzt. Wenn Sie die Halle nun an die Stadt Willisau übertragen, überwiegt bei Ihnen die Freude oder die Wehmut?

Norbert Arnet, Präsident der Genossenschaft MZA Kepinhowa: Weder noch. Ich bin das Geschäft frei von Emotionen angegangen. Wir haben die Halle gebaut, sie hat ihren Zweck immer erfüllt. Wenn wir sie jetzt an die Stadt Willisau weitergeben, kann ihr Betrieb sichergestellt werden. Es ist einfach ein pragmatischer Entscheid.

Haben Sie mit dem Stadtrat Willisau gut verhandelt?

Der Vorstand ist mit dem Ergebnis zufrieden. Wir können allen Verpflichtungen nachkommen, wir haben in Gettnau eine gute und taugliche Mehrzweckhalle und mit der Stadt eine wohlwollende Betreiberin, welche dem Ortsteil Gettnau wohlgesinnt ist.

Wird sich am Betrieb der Kepinhowa etwas ändern?

Ich glaube, wir merken das kaum. Für uns war wichtig, dass das Hauswartepaar weiterhin bleibt und zuständig ist. Ebenfalls wichtig ist, dass die Vereine ihre Proben wie bis anhin durchführen können. Das konnten wir erreichen und darum bleibt es für uns, wie es bis jetzt war.

Sie haben jahrelang Arbeiten gemacht, welche eigentlich Aufgaben der öffentlichen Hand sind. Warum?

Ich bin während meiner Lehre auf der Gemeindeverwaltung Gettnau reingerutscht und habe einfach weitergemacht. Die Gemeinde hatte damals zu wenig Mittel, eine Halle bauen zu können und bekam vom Kanton keine Unterstützung. Wir wollten aber eine Halle und darum haben wir das selbst gemacht.

Marlis Roos Willi

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