Nachruf

01. September 2022

Xaver Kunz-Erni

Xaver Kunz-Erni
Mauensee

Auf Wunsch von Xaver Kunz-Erni (27. April 1946 – 14. Juli 2022) wird sein selbstverfasster Nekrolog gedruckt.

«Ich hocke do ond dänk chli öber s'Läbe no!»

Am 27. April 1946 wurde ich meinen Eltern Josef und Veronika Kunz-Häfliger als 15. Kind geschenkt (nun haben sie das Geschenk). Der damalige Pfarrer meinte, nur Xaver sei zu wenig, den taufen wir Franz Xaver. Der Jüngste durfte ich nicht bleiben. So kam nach gut einem Jahr Heidi zu der Grossfamilie im Ober-Wissbühl.

Ich erlebte eine schöne und glückliche Jugend. Meine älteren Schwestern brachten mir schon früh das Singen und Tanzen bei. Die sechs Primarschuljahre verbrachte ich im Hübeli, danach zwei Jahre Sekundarschule im Dorf. Gelernt habe ich als Kind nicht gerne. Viel lieber war ich bei den Kühen und am liebsten bei den Pferden.

Während der Tour-de-Suisse-Zeit fuhren auch wir «Höbeler» auf dem Schulweg Velorennen. Der Kübler, der Koblet und ich als Italiener «Glotschetotschi». Mit meinem alten Velo gewann ich aber nur selten.

Mein Lehrjahr als Landwirt bei der Familie Estermann in Hergiswil ist mir in bester Erinnerung. Es war familiär, ein Lehrmeister mit gleichem Humor und es wurde viel gesungen und Witze erzählt.

Im KTV Hergiswil traf ich auf gute Kollegen, turnte gerne und durfte bei schönen Turnfesten dabei sein.

Interessant waren die zwei Jahre auf dem Grossbetrieb im Kloster Fahr, nur fehlten mir dort Familie und Pferde. Während den zwei Jahren in Neudorf bei der Familie Amrein stimmte für mich alles. Eine richtige Bauernfamilie: die Meistersleute, fünf Kinder, der Grossvater, der «Mäli» und ich. Nach der Rekrutenschule und der UO bei den Train verbrachte ich die Sommerzeit bei Familie Felix und absolvierte im Winter die landwirtschaftliche Schule.

Bei der Theatergruppe lernte ich Brigitta Erni kennen mit den gleichen Interessen für die Landwirtschaft, Pferde, Reiten, Tanzen und Singen. Am 27. Mai 1969 läuteten für uns die Hochzeitsglocken im Gormund. Das Schönste und Grösste, was mir je passieren konnte (danach kam ich erst richtig auf die Welt).

Als Pächter und später als Eigentümer durften wir uns auf dem vielseitigen «Heimetli» im Länderhus Mauensee so richtig entwickeln. Von 1970 – 1980 machten unsere Kinder Martin, Xaver, Brigitte, Yvonne und Thomas die glückliche und gesunde Familie komplett.

Als Nebenerwerb zu dem kleinen Betrieb arbeitete ich ein paar Jahre in der «Kartoffelflocki» und am Schlachtviehmarkt in Sursee. Als Vieh- und Pferdezüchter war ich viele Jahre als Zuchtbuchführer und Milchkontrolleur bei der Fleckviehzuchtgenossenschaft Sursee tätig und wirkte auch im Vorstand der Freiberger Pferdezucht mit. Die vielen Fahrten mit Ross und Wagen liessen mein Herz jedes Mal höherschlagen. Das grösste und schönste Talent, das mir der Herrgott schenkte, ist der Humor. Bei vielen Hochzeiten, Geburtstagen und Anlässen durfte ich die Leute zum Lachen bringen. Eine Genugtuung und Freude, wenn das Publikum mehr «göisset» als lachte und sich anschliessend über Bauchweh beklagte. Auch bei der Theatergruppe Mauensee und im Jodelklub Oberkirch durfte ich meine Talente zeigen.

Die Ferien mit der ganzen Familie in der Lenk sind bis heute in bester Erinnerung.

Zur silbernen Hochzeit flogen wir zum ersten Mal mit dem Flugzeug in die Ferien. Später gehörten ein paar Ferientage mit dem Auto oder Car zum Jahresprogramm.

1985 / 86 durften wir Haus und Scheune umbauen. Endlich mehr Platz für drei Generationen.

Nach der Übergabe vom Betrieb an den Sohn Martin fand ich einen Teilzeitjob als Lagerist bei der Bison in Sursee. Da das Pressen von Abfall zu meinen Aufgaben gehörte, wurde ich kurzum zum «Pressechef» ernannt.

Als Pensionierter ging ich alles etwas lockerer an und nahm mir mehr Zeit für die Familie und die Grosskinder. Eindrücklich und unvergesslich für Brigitta und mich war die goldene Hochzeit. Wir wurden zu einer Feier mit Bischof Felix Gmür in der Kathedrale Solothurn eingeladen. Später unternahmen wir mit der ganzen Familie und allen Grosskindern eine Reise mit Zug, Schiff, Bergbahn und einem feinen Mittagessen.

Corona war eine goldige Zeit. Am Samstag keine Auftritte, dafür mit Brigitta TV schauen, ein Glas Wein trinken und dabei zusammen tanzen. Am Sonntagmorgen mit dem Auto in die Höhe fahren und ein Picknick geniessen.

Im letzten September erlitt ich drei Tage nach einer komplizierten Hüft­operation eine Streifung, welche mein Augenlicht stark beeinträchtigte. Vier Tage später die dringliche Operation an der Halsschlagader. Auf dem Weg zur Genesung kam Anfang März die niederschlagende Nachricht: bösartiger Tumor im Bauchraum − das haut den stärksten Mann um!

Liebe Brigitta, liebe Familie, Verwandte und Bekannte. Ich danke euch von Herzen für alles, was ihr mir in meinem schönen Leben geschenkt habt.

Zwar bin ich nicht mehr sichtbar unter euch, doch bin ich noch immer. Ihr könnt mich jederzeit besuchen. Meine neue Adresse lautet: Friedhof Dägerstein, 6210 Sursee.

Behüt euch Gott und bleibt gesund!

Mauensee, im Mai 2022, euer Xaver