Nachruf

02. April 2020

Werner Mehr-Zwahlen

Willisau

Werner ist am 2. April 1927 in Luzern geboren, als Sohn von Paulina Mehr von Willisau-Land. Als uneheliches Kind und die Mutter alleinerziehend und als Magd auf einem Bauernhof tätig, hat Werner keine einfache Kindheit erlebt. Es gab für ihn wenig Freizeit, denn seine Mithilfe auf dem Bauernhof war Pflicht. Nach der obligatorischen Schulzeit gab es wenige Möglichkeiten für eine Berufsausbildung, denn während dem 2. Weltkrieg musste für einen Ausbildungsplatz bezahlt werden. Somit war für Werner Arbeit angesagt und Geld verdienen. In der Möbelfabrik in Wolhusen fand er seine erste Arbeitsstelle und nach ca. 4 Jahren wechselte Werner in die Möbelfabrik nach Willisau. Während der Schulzeit hatte Werner wenig Kollegen und Freunde, das änderte sich mit dem Eintritt in die Jugendriege Willis­au. Es hat ihn begeistert sich zu bewegen, zu spielen und zu kämpfen mit anderen Jugendlichen. Aber vor allem die gelebte Kameradschaft ist für ihn neu. Neben der sportlichen Betätigung schätzte Werner das eingebunden sein in eine Gemeinschaft, die ihm fast wie als Familienersatz diente. Schon bald wurden sein Eifer, Engagement und die Freude am Anleiten geschätzt und Werner wurde als Jugileiter gewählt. Neben dem Turnunterricht kam auch sein Organisationstalent zum Tragen und er leitete schon früh Jugi-Lager. Mit dem Wechsel zur Aktivriege des Turnvereins hat sich Werner als Einzelsportler dem Ringen und Nationalturnen verschrieben. Nach einem Unfall in der Rekrutenschule hat er leider den Einzelwettkampfsport aufgeben müssen und Werner hat sich fortan mit viel Einsatz dem Sektionsturnen zugewandt. Mit seinen Turnkollegen war Werner nicht nur an Turnfesten unterwegs. Die regionale Festabwechslung war gross und so pilgerten sie erwartungsvoll an Festivitäten vom Hinterland übers Entlebuch bis an den Sempachersee.

Anfangs der 50er-Jahre hat Werner dann Margrit Baumli aus Sursee kennengelernt und schon bald zeigten sie sich als verliebtes Paar. Die Vermählung von Werner und Margrit hat am 30. Mai 1952 in der Mariazell-Kapelle in Sursee stattgefunden und das junge Paar ist in eine Wohnung in Willisau Stadt gezogen. Gross war die Freude, als am 9. August 1954 der junge Werner geboren wurde. Schon früh packte Werner der Ehrgeiz, ein eigenes Haus zu bauen und schon bald konnte er Land am Steinbruch erwerben. Dort wurde für die junge Familie ein Chalet errichtet, welches mit grossem Stolz 1957 bezogen werden konnte.

Zeitgleich in den Jahren 1957–1960 hat sich Werner für das Präsidium des Turnvereins zur Verfügung gestellt. Stolz und mit grossem Engagement hat er den Verein geleitet und umtriebig Ideen und Aktivitäten im Turnbetrieb und für die Beschaffung von Vereinsmitteln eingebracht, wie der legendäre Turnerball und Uslumpete, das Lotto und der Kilbistand.

Die junge Familie wuchs in den nächsten Jahren stetig, so wurden Margrit 1957, Christine 1958, Peter 1960 und Helen 1963 geboren. Um die Familie finanziell zusätzlich zu unterstützen hat Werner das Amt als Kreisleiter des militärischen Unterrichts des Amtes Willisau geleitet und seine Frau Margrit hat nebst Kinderbetreuung, Garten- und Haushaltarbeit zusätzlich Heimarbeit für die Ritex und die Wirag geleistet. Abwechslung in der Freizeit hat sich Werner mit dem Züchten von Kaninchen gegönnt und ab zu Wanderungen unternommen, vor allem auf den Napf.

Im Juni 1962 hat Werner mit 12 ringerbegeisterten Mitturnern den Ringerclub Willisau gegründet. Er ist gleich Gründungspräsident und hat dieses Amt über 8 Jahre präsidiert.

1964 organisieren die Ringerriege und der Turnverein den eidgenössischen Ringertag. Mit einem Teil des Erlöses kann der RCW seine 1. Ringermatte kaufen. Das ist gleichbedeutend der Startschuss für die erfolgreiche Ringerstaffel. Als Folge der schweren Erkrankung seiner Gattin Margrit hat Werner das Präsidium der Ringerriege 1970 abgetreten. Nach jahrelangem Krebsleiden ist die junge Mutter und Gattin von Werner 1971 im Alter von 43 Jahren gestorben. Dieser Todesfall war für Werner und die ganze Familie sehr einschneidend. Nur dank grosser Unterstützung aus dem Freundeskreis konnte die Familie zusammenbleiben. Nach und nach haben sich die Kinder der beruflichen Ausbildung zugewandt und zum Teil das Elternhaus verlassen und Werner hat sich nach einer neuen Partnerschaft gesehnt.

Im Vereinsleben ist er kürzer getreten. Er stellte sein sportliches Fachwissen als Kampfrichter fürs Nationalturnen und Ringer dem kantonalen Nationalturnverband LU, OB und Nidwalden zur Verfügung. Jahrzehnte lang amtete er an den Wettkämpfen als Kampfrichter und im Einteilungsbüro fürs Schwingen und Ringen. Für seine grossen Verdienste bekam Werner bereits 1952 die Ehrenmitgliedschaft des Turnvereins Willisau. 1971 folgte die Ehrenmitgliedschaft des Kant. Nationalturnverbandes LU, OW und NW. 1976 wird «Badi» zum ersten Ehrenmitglied des Ringer Club Willisau ernannt. Auch als erfolgreicher Kaninchen- züchter von der Rasse «Schweizer Feh» wurde Werner vom ornithologischen Verein Willisau die Ehrenmitgliedschaft verliehen.

Mitte der 70er-Jahre hat Werner Ortrud Zwahlen aus dem Baselbiet kennengelernt. Im Sommer 1977 ist Ortrud bei Werner eingezogen und sie haben geheiratet. Diese Beziehung hat Werner wieder zuversichtlich gestimmt und neue Lebensenergie verliehen. Gemeinsam haben sie Ausflüge und Reisen unternommen, haben mit Erfolg Kaninchen gezüchtet und sich auf die Familienfeste mit den Kindern, Grosskindern und Urgrosskindern gefreut. Nach 30 Jahren Partnerschaft ist Ortrud verstorben und Werner zum 2. Mal Witwer geworden. Nach einiger Trauerzeit und des Alleinseins müde, hat er 2009 Rösli Lindemann getroffen. Mit über 82 Jahren ist Werner öV-tauglich geworden und regelmässig mit der Bahn nach Baar zu Rösli gefahren. Dort war er meist Wochenaufenthalter und hat sich verwöhnen lassen, einen neuen Kollegenkreis gefunden und viel gejasst.

Mit grossem Interesse verfolgte er das Ringen seine RCW und wollte immer gut informiert sein. Noch mit 90 Jahren besuchte er zusammen mit Sohn Peter die letzten Ringen-Matches in der BBZ Halle in Willisau. Rüdig gross war die Freude im letzten Dezember 2019, als sein Ringer Club Willisau den 14. Titel Schweizer Mannschaftsmeisterschaft gewinnen konnte.

Nach einem Sturz im Haus am Steinbruch konnte er nicht mehr für sich selber sorgen und er hat einen neuen Wohnsitz im Pflegeheim Waldruh gefunden. Werner hat sich gut in den Heim­alltag geschickt. Die vielen Treffen mit Freunden, Bekannten und seiner Familie haben ihm viel Freude bereitet. Körperlich und moralisch hatte er zunehmend auf und abs, dennoch blitzten bis vor Kurzem bei einem Kafi Träsch der Humor und sein Schalk auf.

Die Lebensmüdigkeit von Werner war spürbar und das fürsorgliche Pflegepersonal hat ihn moralisch und pflegerisch gut unterstützt. Doch für alle überraschend konnte er am 12. Februar 2020 friedlich einschlafen.

Schlafe gut Werner!