Nachruf

15. April 2019

Theres Estermann-Graf

Schötz

Am 19.  Dezember 1929 erblickte Theres als fünftes Kind von Nina und Vinzenz Graf-Blum auf der «Burg» in Pfaffnau das Licht der Welt. Innert sechs Jahren wuchs die Familie auf insgesamt sieben Kinder an, sodass es auf dem elterlichen Hof schon mal eng wurde. Eine schöne, aber strenge Jugendzeit war den Kindern beschieden. Der Schulweg war lang und in den harten Wintern oft mühsam, wie Theres immer wieder erzählte. Nach der absolvierten Schulzeit verliess Theres schon früh das Elternhaus, um sich den Lebensunterhalt selber zu verdienen. Nach verschiedenen Stellen in Textil- und Schuhfabriken fand sie 1948 eine Anstellung im Restaurant St. Mauritz in Schötz, wo sie das Kochen von der Pike auf lernte. Dies wurde zu ihrer späteren Leidenschaft. Die Kochkünste von Theres blieben auch dem jungen Alois Estermann nicht verborgen. Als Mitglied der Musikgesellschaft Frohsinn Schötz probte er regelmässig im Saale des St. Mauritz, wo er Theres nach den Proben öfters traf. Daraus entwickelte sich eine Beziehung, die schon bald zur Heirat führen sollte.

Im Jahre 1952 schlossen die beiden den Bund der Ehe und schon bald begannen sie, ihr eigenes Heim an der Ronstrasse zu errichten. Der begabte Werkzeugmacher Alois richtete im Keller eine kleine Werkstatt ein und Theres kümmerte sich um Haus und Garten und um die Administration des jungen Geschäftes. Bald stellte sich Nachwuchs ein; im Jahre 1954 kam Alois und zwei Jahre später Moritz zur Welt. Das Geschäft florierte und schon bald konnte eine ansehnliche Werkstatt gleich neben dem Wohnhaus in Betrieb genommen werden. So konnte jetzt auch mit Traktoren und anderen grossen Maschinen gehandelt und gearbeitet werden. Nach 30 Jahren erfolgreicher Geschäftstätigkeit wurde Theres und die Familie von einem Schicksalsschlag getroffen; ihr Ehemann Alois verstarb im Mai 1983 im Alter von nur 55 Jahren an Herzversagen. Damit das Geschäft weitergeführt werden konnte, trat Alois Junior in die Fussstapfen des Vaters.

So begann für Theres ein völlig anderer Lebensabschnitt. Nicht mehr das Geschäft und die damit verbundene Arbeit standen im Mittelpunkt. Es begann sozusagen eine vorgezogene Pension, die Theres mit sinnvollen Beschäftigungen auffüllen musste. Sie pflegte viele Kontakte, war aber auch gerne zu Hause und strickte für Generationen warme Socken. Ein zünftiger Jass mit den besten Freundinnen durfte auch nicht fehlen, gefolgt von einem Zobig mit Kaffee und einem Gläschen Wein. Und jetzt kam ihre Leidenschaft wieder zum Vorschein. Ihre Gäste verzauberte sie mit einem herzhaften Rehpfeffer, Hacktätschli mit Tomatenspaghetti, und zum Dessert Apfelchüechli, selbstverständlich nur mit Boskoop-Äpfeln, oder Butterherzen mit Schlagrahm. Auf dem Bänkli vor dem Haus war Theres sehr häufig anzutreffen und genoss die vielen Besucherinnen und Besucher, die sich zu ihr gesellten. Für einen Schwatz war sie immer zu haben. Aber auch Fahrten ins Blaue mit Kaffee- und Desserthalt waren für sie eine willkommene Abwechslung.

Kurz nach ihrem 81. Geburtstag erlitt sie eine Attacke, sodass sie zum ersten Mal in ihrem Leben ins Spital eingeliefert werden musste. Nach einem Kuraufenthalt im Hasliberg konnte sie schon bald wieder nach Hause. Mit zunehmendem Alter gestaltete sich aber das Führen des eigenen Haushaltes immer schwieriger. Mit Unterstützung der Schwiegertochter Ruth und der Spitex konnte sie aber bis ins Jahr 2015 im eigenen Heim bleiben. Langsam machten sich gesundheitliche Probleme bemerkbar, sodass ein Umzug ins Altersheim Feldheim bevorstand. Es war doch sehr erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit sie diese grosse Veränderung schaffte. Sie fühlte sich von Anfang an im «Feldheim» sehr wohl und rühmte stets das hervorragende Essen. Sie gehörte zu den kommunikativen Bewohnern des Heimes, fand sehr schnell Kontakt und war ein gern gesehener Gast an jedem Tisch. Gerne nahm sie auch an den unzähligen Veranstaltungen des Heimes teil, sei es in der Kochgruppe oder beim Basteln von Tischdekorationen. Die knapp vier Jahre, die Theres im Feldheim verbringen durfte, gehörten sicher zu den schönsten ihres Lebens, wie sie immer wieder betonte.

Theres hatte schon zeitlebens Probleme mit den Bronchien und einer hartnäckigen Lungenkrankheit, sodass sie häufig Antibiotika schlucken musste. Eine erneute schwere Lungenentzündung und eine Grippe machten eine Spitaleinweisung am 22. Februar 2019 unumgänglich. Nach einer Woche Spitalaufenthalt konnte sie zwar wieder ins «Feldheim» zurück, war aber körperlich sichtlich geschwächt, sodass sie die letzten Tage das Bett nicht mehr verlassen konnte. Wir sind dankbar, dass wir die Möglichkeit hatten, uns von Theres zu verabschieden, bevor sie am Mittwoch, 6. März 2019, friedlich einschlafen konnte.

me