Nachruf

30. März 2023

Sophie Roos-Vogel

Sophie Roos-Vogel
Menznau

Unser Mueti wurde am 28. September 1936 Sophie und Sepp Vogel-Hess als erstes und ­einziges Mädchen nach drei Söhnen geschenkt. Die ers­ten beiden Jahre verbrachte die Familie auf dem Hof Cholrüti in Ohmstal. Nach dem Umzug nach Egolzwil auf den Hof Engelberg wurde die Familie Vogel-Hess mit der Geburt von Adolf vollständig. In Egolzwil besuchte Sophie die Schulen. 1948 erwarben ihre Eltern das Heimwesen Untereglibach in der Rohrmatt in Willisau. Die letzten zwei Schuljahre absolvierte Sophie in der Aussenschule Schülen.

Nach der obligatorischen Schulzeit trat Sophie die erste Haushaltsstelle bei Familie Disler in der Flue in Wolhusen an. Niklaus Disler war zu dieser Zeit auch Kirchmeier und verantwortlich für das Personal im Pfarrhaushalt. Da die Pfarrköchin erkrankte, musste notfallmässig Ersatz gefunden werden. So wurde Sophie in ihrer frühen Jugend zwei Monate Pfarrköchin in Wolhusen – ein Highlight, von dem sie immer gerne sprach. Sie lernte an einer Kilbi in Menzberg Walter Roos vom Oberlehn kennen. Daraus wurde die grosse Liebe. 1956 gaben sie sich in der Pfarrkirche Menzberg das Jawort. Im gleichen Jahr übernahmen die jungen Eheleute, gemeinsam mit dem Schwager Ruedi, den stattlichen Hof Birre in Menznau zur Pacht.

Die neue Lebensphase war für die 20-jährige Frau intensiv. Die vielen Leute am Tisch, die kränkelnden Schwiegereltern, das grosse Haus, der Garten, die finanziellen Belange des Hofes – plötzlich war Mueti, in einer komplett neuen Welt, für sehr vieles verantwortlich.

1957 kamen der Stammhalter Walter und bis 1971 nacheinander Werner, Heidi, Vreni, Luzia, Brigitte und Sepp zur Welt. Wir Kinder durften wohlbehütet auf dem Birrenhof aufwachsen. Unsere Eltern gaben und zeigten uns alles, damit wir uns im künftigen Leben zurechtfinden konnten. Mueti war der ruhende Pol der Familie. Ihr Rückzugsort war der Garten. Er war ihr ein und alles. Voller Stolz sprach sie von diversen Vorräten im Spycher oder im Keller, die mindestens für ein Jahr reichen mussten. Zudem war Mueti eine Meisterin im Brot- und Wähenbacken. Legendär waren die feinen Chneublätze oder Schenkeli und dazu ein feiner Kafi Träsch. Sie hatte immer eine offene Tür für die vielen Besuche. Und wenn noch ein Jass Platz hatte, war ihr Herz doppelt froh. Das war zu jener Zeit jedoch selten, da sicherlich jemand neue Socken brauchte oder noch etwas zu Nähen oder Flicken wartete.

Mitte der 1980er-Jahre begann für Mueti und Vati ein neuer Lebensabschnitt. Der älteste Sohn Walter übernahm mit seiner Frau Hedy den Hof. Die anderen Kinder zogen nach und nach aus. Mueti machte die Autoprüfung. Ab sofort waren die Eltern mobiler und erfreuten sich der gewonnenen Unabhängigkeit.

1986 verstarb unser Vati unerwartet an Herzversagen. Geschockt musste Mueti, damals 50-jährig, den Tod ihres geliebten Ehemannes akzeptieren. Zu dieser Zeit waren die drei jüngsten Kinder noch in Ausbildung. Nun musste Mueti ihren Alltag neu organisieren. Nach wie vor lebte sie im Haushalt von Walter und Hedy, kochte und backte leidenschaftlich gerne und betreute die Grosskinder, die nach und nach den Birrenhof wieder belebten. Auch arbeitete sie im Heim Weiermatte in Menznau als Teilzeitpflegerin. Sie war ein aktives und treues Mitglied im Kirchenchor, im Turnverein und später im Sääliturnen. Im Frauenbund war sie viele Jahre aktive Förderin und zudem war sie im Besucherdienst tätig.

Als das Sakristanenamt in der Pfarrei Menznau ausgeschrieben wurde, meldete sie sich. Mit grosser Leidenschaft führte sie diese Tätigkeit während 24 Jahren aus. In den Anfangsjahren brachte sie gar selbst gepflückte Blumen aus dem Birrenhofgarten als Kirchenschmuck mit.

Die herrliche Ausstattung an diversen Anlässen im Kirchenjahr war jeweils mehr als eine Augenweide. Mue­ti pflegte auch einen unkomplizierten Umgang mit allen in der Sakristei. Sie war die helfende, gute Seele. In der Freizeit ging sie an diverse Orte in der Schweiz mit Kolleginnen auf Wanderungen. Sie machte auch gerne Reisen. So besuchte sie einmal per Flugzeug eine Enkelin in Kanada. Ferien im Berner Oberland oder im Bildungszentrum Matt in Schwarzenberg gönnte sie sich mehrmals. Auch machte sie Pilgerreisen nach Lourdes, Einsiedeln, zu Vater Wolf in Neuenkirch und nach Luthern Bad mit. Mit Begeisterung erzählte sie das Erlebte. Sie war lebensfroh und ein tiefgläubiger Mensch. Eine besondere Beziehung pflegte sie zur Gottesmutter Maria. Die positive Einstellung war eine Eigenschaft in allen Bereichen ihres Lebens. Sie empfing gerne Besuch von Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten. Sie war eine gute Gastgeberin und Zuhörerin.

Im Herbst 2021 musste unser Mueti über zwei Monate im Kantonsspital Luzern behandelt werden. Vorausgegangen war ein Schlaganfall. Leider war es ihr ab diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich, ihr Leben ohne fremde Hilfe zu bewältigen. So wurde ein Heimeintritt in Menznau Tatsache. Von nun an wurden ehemalige Kolleginnen ihre Pflegerinnen. Ihr schönes Zimmer wurde Muetis neuer Rückzugsort. Dank der vielen Anrufe, Besuche und der wunderbaren Begleitung des Weiermatte-Teams konnte sich unser Mueti mit dem neuen Ort anfreunden.

Von einem Sturz, der eine Operation nötig machte, erholte sie sich nicht mehr vollständig. Unser Mueti hat am 28. Februar 2023, im Beisein ihrer Kinder und Grosskinder, ihre letzte, grosse Reise angetreten. Wir danken dir, liebs Mueti, sehr, für deine Liebe und für alles, was du für uns getan und uns gezeigt hast. Ruhe sanft, Mutterherz und schlaf in Frieden. Hab tausend Dank für deine Müh. Wenn du nun auch bist von uns geschieden, in unseren Herzen stirbst du nie.

Deine Kinder und deine Familie