Nachruf

23. Mai 2019

Silvan Blum

Pfaffnau

Silvan wurde am 3. November 1973 im Spital Langenthal geboren. Schon der Start ins Leben verlief für Silvan nicht ganz einfach. Wegen Gelbsucht wurde er unmittelbar nach der Geburt nach Bern gebracht. Ob die Gelbsucht die Ursache war, dass Silvan auf einem Auge fast nichts sah und dass er als Kind oft unter Migräne litt, das werden wir nie wissen. Diese «Handicaps» hielten Silvan aber nicht davon ab, eine schöne Schulzeit zu verbringen. Obwohl ihm der Schulstoff nicht immer einfach reinging, machte er sich am Morgen immer beizeiten auf den Schulweg. Er war immer einer der ersten auf dem Schulhausplatz. Zu schön war die gemeinsame Zeit mit seinen vielen Schulkameraden um davon etwas zu verschenken. Und was seine Sehschwäche auf dem einen Auge betraf: Klar gab es Brillen. Klar gab es Linsen. Oder was auch immer die Optiker versuchten. Aber Silvan hat das nie gepasst. So flog halt die Brille irgendwann in eine Ecke. Das war Silvan. Wenn ihm etwas nicht passte, dann hatte er seinen Kopf. Die Sekprüfung zum Abschluss der Primarschule hatte Silvan – entgegen seiner eigenen Erwartungen – bestanden. Trotzdem entschied er sich für die Realschule. War es aus Vernunft? Oder traute er es sich nicht zu? Wir sind überzeugt, dass er auch die Sek gemeistert hätte. Aber auch das war Silvan. Er hätte sich weitaus mehr zutrauen dürfen als er es manchmal tat. Was er drauf hat, das hat Silvan in der abgeschlossenen Lehre als Maurer und der abgeschlossenen Zusatzlehre als Kaminfeger gezeigt. Seine Kundschaft in und um Wohlen hat ihn sehr geschätzt. Und dies nicht nur, weil der Kaminfeger allgemein als Glücksbringer gilt. Nach getaner Arbeit nahm sich Silvan immer gerne Zeit für einen Austausch mit den Leuten und er hatte immer ein offenes Ohr für sie und ihre Anliegen.

Mit den ersten Ferien ohne Eltern begann für Silvan die schönste Zeit seines Lebens, wie er selbst sagte. Es ging mit Kameraden zum Zelten nach Vira ins Tessin. Und weil Silvan seinen Eltern versprach, auf sie Acht zu geben, durfte auch seine kleine Schwester Rebekka mit ins Tessin reisen. Es waren tolle Ferien. Nur der viele Regen war schuld, dass sie etwas früher als geplant nach Pfaffnau zurückkehrten. Dafür ging es im nächsten Jahr ins Ausland, das Ziel hiess Lloret de Mar. Fast jeder in den 70ern geborene Jugendliche reiste einmal an diesen Ferienort in Spanien. Es ging grundsätzlich wild zu und her dort. Aber erst recht, wenn eine Horde Pfaffnauerinnen und Pfaffnauer unterwegs war! In den folgenden Jahren verbrachte Silvan viele wunderbare Stunden mit Kollegen und Kolleginnen, inklusive seiner Schwester Rebekka, in der «Fahrbar» im Dürlef. Oder aber in der Küche der Familie Wirz. Was dort alles abging, das wollen wir an dieser Stelle nicht näher erläutern. Jedenfalls wurde dort viel Zeit verbracht, gefestet und Musik gehört. Das waren die Jahre von «lauten Haaren und langer Musik», wie wir bei uns im Hinterland mit einem Augenzwinkern zu sagen pflegten. Auch irgendwo im Wald bräteln gingen Silvan & Co. oft. Den Höhepunkt aller Festivitäten bildete das legendäre «Maisfeldfest». Auch hier wird nicht auf Details eingegangen. Übermittelt ist einzig, dass bei all den Festen doch dann und wann ein wenig überbordet wurde. Bei Silvan gipfelte es darin, dass er sich einmal samt Töfflihelm auf dem Kopf schlafen legte…

Was Silvan immer sehr am Herzen lag, war seine Familie. Auch wenn er selbst nicht bei bester Gesundheit war, es war für ihn immer enorm wichtig, dass es «seinen» Leuten um ihn herum gut ging. So hat er doch immer sein Grosi, welches bis kurz bevor es starb auch bei der Familie in der Sagenstras­se wohnte, liebevoll gepflegt und immer gut zu ihm geschaut. Und seinen Eltern hat er bis zuletzt das Znacht getischt und Tee gekocht, um nur ein Beispiel zu nennen. Und dies, obwohl es seine Kräfte am Schluss kaum noch zugelassen haben. Aber auch das war Silvan. Mit seinem enormen Willen hat er uns immer wieder staunen lassen. Hut ab. Auch die morgendlichen «Kaffeereisen» mit Vater Edi durften nicht fehlen. Und auch als Silvan mit der Zeit nicht mehr Auto fahren durfte, das Parkieren liess er sich nicht nehmen. Auch das Wohlergehen seiner Nichte und seiner beiden Neffen war für Silvan immer sehr wichtig. Er hatte sie ganz tief in sein Herz geschlossen. Das haben wir immer gespürt. Silvan hat ab und zu mit seinem eigenen Schicksal gehadert, was verständlich ist. Für seine Liebsten wollte er aber trotzdem immer nur das Allerbeste.

Silvan war ein Bewegungsmensch. Als Kind hat er sehr viel draussen gespielt. Und er durfte Ski fahren gehen mit Onkel Martin und den beiden «doppelten Cousins» Rainer und Simon. «Doppelte Cousins», weil Alice und Onkel Martin, aber auch Edi und Tante Margrith Geschwister sind. Silvan hat in seiner Jugend eh viel Zeit mit den «Reidner» verbracht. Die gemeinsamen Ausflüge, Zoobesuche, Schifffahrten usw. oder auch das gemeinsame Empfangen des Samichlaus waren schöne und bleibende Erlebnisse. Und das geliebte Grosi war natürlich auch immer mit von der Partie. Eine grosse Leidenschaft von Silvan war auch das Musik hören. «Hörst du die Gitarren singen?», sagte er jeweils zu seiner Mutter Alice. Seine Sammlung an CD's ist immens. Viele Tonträger sind aus dem Jargon Heavy und Hardrock, typisch für die 70er-Jahrgänge. «Laute Haare und lange Musik» eben. Unglaublich auch, wie viele Konzerttickets Silvan bei Wettbewerben gewonnen hat. Rod Stewart, Aerosmith, Depeche Mode, Internationales Trucker- und Countryfestival in Interlaken um nur ein paar aufzuzählen. Weil Silvan nicht mehr an die Konzerte gehen konnte, haben wir sie gemeinsam auf tutti.ch zu günstigen Preisen verkauft und so auch andern eine Freude bereitet. Ausser bei Céline Dion. Dort kam seine Schwester Rebekka zum Handkuss. Und Schwager Adrian zuletzt bei der Band Toto.

Als Pfaffnauer war Silvan selbstverständlich ein begeisterter Velofahrer. Der Höhepunkt seiner Karriere war, als er im Jahre 1990 im Aargauischen Wohlen zusammen mit seinen drei Vereinskameraden den Titel als Schweizermeister im Mannschaftsfahren der Junioren feiern konnte. Auf diesen Titel war Silvan immer sehr stolz. Angespornt durch den Erfolg stellte Silvan seine Ernährung um. Rasch verlor er dann ein paar Kilos. Er verzichtete fortan auch auf Alkohol, was, gerade im jugendlichen Alter, für die meisten die Feste viel weniger lustig macht. So begann sich Silvan nach und nach von seinen sozialen Kontakten zurückzuziehen. Aber das Verlangen nach Bewegung blieb. Nur war da dieser kleine Zeh, welcher beim Joggen mehr und mehr schmerzte. Eine Operation an der Sehne sollte Abhilfe schaffen. Leider blieb der gewünschte Effekt aus. Dann schien die «Grädung» der O-Beine des Rätsels Lösung zu sein. Aber auch die Fixation der Unterschenkel brachte nichts. Im Gegenteil. Silvan verlor noch einmal merklich an Gewicht. Das war 1998. Von da an ging es mit Silvans Verfassung Jahr für Jahr ein wenig bergab. Und obwohl Silvan vieles versuchte, obwohl er von vielen verschiedenen anerkannten Spezialisten betreut wurde und obwohl Silvan immer ass – irgendetwas stimmte seither mit seinem Stoffwechsel nicht mehr. Seinen unermüdlichen Bewegungsdrang stillte er jetzt mit ausgedehnten Spaziergängen in und um und quer durch Pfaffnau. Bei diesen Spaziergängen traf er viele Leute an und er nahm sich, wie er war, immer wieder Zeit für einen kurzen Schwatz. Das haben die Leute, vor allem auch die älteren, sehr geschätzt. Leider wurden diese Spaziergänge mit den Jahren immer kürzer und für Silvan immer anstrengender. Zuletzt so anstrengend, dass Gott sah, dass der Weg zu lang, der Hügel zu steil und das Atmen zu schwer wurde. So legte der Schöpfer den Arm um Silvan und sprach: «Komm heim.» Und so schloss sich Silvans Lebenskreis am 16. März 2018 im Spital Langenthal, nachdem sein ohnehin schon geschwächter Körper den aggressiven Grippeinfekt nicht mehr zu ertragen vermochte. Sein Leben endete am selben Ort, wo es am 3. November 1973 begonnen hatte. Auch wenn uns der Abschied weh tut, gönnen wir Silvan, dass er von seinen Schmerzen erlöst worden ist.

Danke Silvan, dass du ein Stück des Weges zusammen mit uns spaziert bist. In unseren Herzen lebst du weiter.

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