Nachruf

15. Dezember 2022

Pia Zemp-Müller

Pia Zemp-Müller
Willisau

… was die Zeit nicht zu einigen vermag, das einigt einst seelig und herrlich die Ewigkeit …
Die Lebenszeit unserer Mutter Pia Müller begann mit der Geburt vor knapp 87 Jahren, am 20. Oktober 1935. Sie ist mit ihren zwei Brüdern Alois und Sepp Müller auf dem Hof ihrer Eltern Alois und Emma Müller-Schaller im Gauchschachen in Hergiswil am Napf aufgewachsen. Das Leben in der Natur hat sie schon früh geprägt. Auch dass es wichtig ist, Verantwortung füreinander zu übernehmen, dass es alle braucht und dass wir aufeinander angewiesen sind im Leben.

Die Schule hat Pia in der Hofstatt besucht und die «Kindellehre» (wie der Religionsunterricht früher hiess) in Hergiswil. Nach der obligatorischen Schulzeit war es ihr verwehrt, eine Ausbildung zu machen. Sie musste, so wie viele andere zu dieser Zeit, auf dem Hof mitarbeiten. Sie wäre gerne Gärtnerin oder Schneiderin geworden, wie sie uns immer wieder erzählte.

Bemerkenswert war, dass Pia als sehr junge Frau die Autoprüfung gemacht hat und sie das Auto aber schon vor der Prüfung rege benutzte. Sie blieb auf dem elterlichen Hof, bis zu ihrer Heirat mit Hans Zemp von der Stockmatt, Willisau, im Jahr 1964.

Die vier Kinder Hans, Beatrice, Urs und Anita erblickten das Licht der Welt zwischen 1965 und 1973. Trotz der vielen Arbeit auf dem Hof Stockmatt konnte die Familie immer wieder Ausflüge geniessen, sei es eine Wanderung auf den Napf, eine Reise zur Bruder-Klaus-Kapelle oder an die Luga nach Luzern. Auch zum Heidelbeersammeln fand sie immer wieder Zeit, sie liebte die blauen Beeren so sehr.

Pia fand es schön, wenn auf dem Hof etwas lief. Sie war eine kreative, ideenreiche und handwerklich begabte Familienfrau. Sie wusste sich immer zu helfen, wenn es drum ging, Kleider zu flicken, zu nähen oder ein feines und gesundes Menü auf den Tisch zu zaubern. Sie ist überall eingesprungen, wo Not an der Frau war, ganz nach dem Motto «god net, gets ned».

Ihre Leidenschaft war das Nähen, aber auch das Gärtnern. Immer wieder konnte die Familie ihre Blütenpracht im und ums Haus bewundern. Die Blumen hat sie mit Liebe und Hingabe gepflegt. Zur Bewirtschaftung ihres reichen Gemüsegartens durfte sie immer wieder auf die tatkräftige Unterstützung von Heimbewohnern vom nahe gelegenen Heim Breiten zählen. Sie hat es verstanden, mit ihnen zu arbeiten, sie zu beschäftigen und ihnen ihre Wertschätzung entgegenzubringen. Sie hatte immer ein offenes Ohr für deren Nöte und Sorgen.

Auch das leibliche Wohl war ihr wichtig. So war nach getaner Arbeit immer ein Kaffee oder Tee (mit und ohne Schnaps) mit einem reichen Znüniplät­tli zur Stärkung bereit.

Lebendig ging es immer zu und her, wenn unsere vielen Cousinen, die Lustenberger-Meitschis, auf dem Hof waren. Pia hat sich immer gerne an die Zeit zurückerinnert und pflegte den Kontakt zu ihnen bis ins hohe Alter. Besonders spannend war es, wenn Besuch ihrer Nichten aus England und Australien da war. Da wurden rege Erinnerungen ausgetauscht.

Einen besonders guten Kontakt pflegte Pia mit ihren Gottenkindern Kurt und Andrea Müller. Umso schwieriger war es für sie, dass beide allzu früh in jungen Jahren von dieser Welt Abschied nehmen mussten. Der Glaube an Gott und eine höhere Macht halfen Pia in dieser schweren Zeit und gaben ihr viel Kraft und Zuversicht. Sie zündete jeweils eine Kerze an oder machte eine Spende an das Antoniushaus in Solothurn. Auch ihre acht Grosskinder gaben ihr immer wieder Halt und Lebensfreude. Die Grosskinder sind zwischen 9 und 29 Jahre alt und durften durch ihr Grosi erfahren, wie wichtig es in einer materiellen Welt ist, zueinander und zur Natur Sorge zu tragen und einander auch zu vergeben.

In der letzten Zeit haben Pias Willens-­ und Schaffenskraft altersbedingt zunehmend abgenommen, bis sie schliesslich ganz einschlafen durfte. Liebe Pia, liebe Mame, wir danken Dir von Herzen für alles, was Du für uns gemacht hast. Wir wollen Deine Werte in unserer verbleibenden Lebenszeit gut bewahren.

… was die Zeit nicht zu einigen vermag, das einigt einst seelig und herrlich die Ewigkeit …