Nachruf

07. September 2020

Martha Bossert-Müller

Menzberg

Mit dem Psalm 31.16, Meine Zeit liegt in deinen Händen, haben wir deinen Tod am 10. September 2019 hingenommen. Im Hin­blick auf den 1. Jahrestag möchten wir Rückblick auf dein Leben halten.

Am 16. Januar 1948 wurdest du als viertes Kind von Elisa und Walter Müller- Albisser auf der Hinter-Twerenegg, zwischen Menznau und Menzberg, geboren. Um 12.30 Uhr, gerade nach dem Mittagessen. Stolz hast du es uns immer wieder erzählt: Deine Geburt war der Anlass, dass es von nun an auf der Hinter-Twerenegg jeden Mittag ein Kafi gab.


Nach dir wurden noch acht Geschwister geboren. In der Grossfamilie, zusammen mit sieben Brüdern und vier Schwerstern, hast du eine naturverbundene Kindheit erlebt. Mitarbeit in Haus und Hof waren neben der Schule und der Betreuung der kleineren Geschwister selbstverständlich. Nach der obligatorischen Schulzeit hättest du sehr gerne eine Lehre als Coiffeuse gemacht. Diese Pläne passten jedoch nicht in das Umfeld deiner Familie. So wurde bestimmt, dass du eine Haushaltschule besuchst. In dieser Zeit hast du Hans Bossert, deinen zukünftigen Ehemann kennengelernt.


Während deiner Ausbildungszeit in Pfäffikon ist euer geliebtes Mueti viel zu früh aus der grossen Familie gerissen worden. Danach hast du deinen Lebensunterhalt an Arbeitsstellen in Geschäftsfamilien, zuerst in Pfäffikon SZ und danach Littau, selbst verdient. Zudem wurde ein Beitrag nach Hause geschickt, um das Einkommen der Familie aufzubessern. Während dieser Zeit konntest du deine Beziehung mit Hans festigen und bald wurde Verlobung gefeiert.


Im August 1971 läuteten in der Muttergotteskappelle im Hübeli bei Hergiswil die Hochzeitsglocken für dich und Hans. Als junges Paar war euer erster Wohnort in Büron, nahe am Arbeitsplatz von Hans. Du hattest im Spital in Sursee eine Anstellung.


Mit grosser Freude wurdest du im Sommer 1972 Mutter. Ab jetzt kümmerst du dich liebevoll um deine eigene, wachsende Familie. Zu deinem Elternhaus und deinen Geschwistern pflegst du immer einen guten Kontakt. 1976 konnte Hans die Postautolinie Menznau–Menzberg übernehmen. Ihr seid, mit inzwischen zwei Kindern, auf den Menzberg in die Buchensäge gezogen. Darauf hast du die Ausbildung zur Bussfahrerin und Taxichauffeurin in Luzern und Bern erfolgreich abgeschlossen. Von da an war deine Mithilfe im Betrieb gefragt. Anfänglich im Schulbusverkehr und später auch im Linienbetrieb. Du hast unzählige kleine und grosse Fahrgäste, auch bei Schnee und Eis, sicher an ihr Ziel gebracht.  


Die nun fünfköpfige Familie zog 1982 ins neu erstellte Eigenheim mit Postautogarage ins Dorf Menzberg. Als junge Frau hat ein Leben auf dem Menzberg nicht deinen Vorstellungen entsprochen, das hast du uns einmal anvertraut. Trotzdem, einmal auf dem Menzberg angekommen, ist dir die Dorfgemeinschaft ans Herz gewachsen. Du hast dich fortan mit all deinen Fähigkeiten für den Erhalt und die Pflege der Dorf- und Kirchgemeinde Menzberg eingesetzt. Während 16 Jahren hast du als Kirchenrätin das Geschehen rund um die Pfarrei mitgeprägt und weiterentwickelt. Während 14 Jahren warst du engagierte Präsidentin der Frauengemeinschaft, unzählige Ideen wurden in die Tat umgesetzt. In dieser Zeit hast du wertvolle Beziehungen geknüpft. Mit der Gründung der Liturgiegruppe, im Jahr 1996, hast du vermehrt deinen Glauben und deine Spiritualität in die Gemeinschaft eingebracht und die Arbeit der Frauen in der Kirche sichtbar gemacht.


Du hast 40 Jahre lang unglaublich grossen, ehrenamtlichen Einsatz für die Dorfgemeinschaft Menzberg geleistet. Die intensive Zusammenarbeit mit Pfarrer Leo Senn sel. hat sich über all die Jahre erhalten und reiche Früchte getragen.


Zusammen mit Hans hast du für uns als Familie ein wunderbares Zuhause erschaffen und erhalten. Immer eine offene Tür – ein offenes Ohr – ein offenes Herz. So hast du uns ein Leben voller Güte und Grosszügigkeit vorgelebt. Im Birchli, unserem Daheim, waren Gäste für kurz oder lang willkommen und wurden nach Noten verwöhnt. Dein wunderschönes und viel fotografiertes Blumenbord vor dem Haus hat diese liebevolle Gastfreundschaft nach aus­sen ausgestrahlt.


Du hast Kinder schon immer über alles geliebt, und als du im Jahr 2001 Grossmami wurdest, war das eine wunderbare Bereicherung für dein Leben. Spielen, toben und durch den Wald streifen, alles hast du mitgemacht. Schöne Geschichten, feine Desserts und die passende Lösung für fast jedes Problem, all das und noch vieles mehr hattest du für deine sechs Grosskinder jederzeit bereit. Wir wissen es, du hättest deine Enkel so gerne noch viele Jahre begleitet und wärst für sie da gewesen. Du hättest dich so gefreut zu hören, dass es für den jüngsten Spross ein Geschwisterchen gibt.


Auf die Zeit ohne Postauto und Schulbus hast du dich gefreut. Du warst froh, die Verantwortung mit den vielen Kindern an Bord abzugeben. Nach all den Jahren im Berufsleben konntet ihr den Postautobetrieb 2009 übergeben. Bei einem grossen Fest habt ihr mit Dankbarkeit auf die erfolgreichen Jahre zurückgeschaut.


Der Zusammenhalt in deiner Familie wurde über die vielen Jahre immer gepflegt. Ihr Geschwister habt die Gelegenheiten von gemeinsamen Ausflügen und gegenseitigen Einladungen genutzt, und eure Verbundenheit blieb erhalten. So wurden alle zutiefst erschüttert, als du 2017 krank wurdest. Dein Glaube und deine Lebensfreude haben dir die Kraft gegeben, die Krankheit fürs Erste zu überwinden. Wir hatten während dieser Zeit die wunderbare Gelegenheit, dir einen Bruchteil an Fürsorge und Unterstützung zu erwidern, welche wir über all die Jahre immer von dir erfahren durften. Auf den Sommer hin hattest du deine Kräfte wieder beisammen und es ging los mit Unternehmungen mit Hans, der ganzen Familie und euren Freunden. Mit allen Sinnen hast du das Leben erneut ausgekostet. Die grösste Freude aber galt deinem jüngstes Grosskind. Du hast es in vollen Zügen genossen, sein erstes Lebensjahr so nah mitzuerleben.


Fast unbemerkt schlich sich die Krankheit zurück. Nach einigen Tagen des Unwohlseins hat der Herr unser Gott dich beim Namen gerufen und du bist uns ins Licht vorausgegangen. So plötzlich, so unerwartet. Wir vermissen dich.