Nachruf

17. Februar 2020

Marie Affentranger-Kaufmann

Uffikon

Ein langes, arbeitsreiches Leben ist am 3. Dezember 2019 zu Ende gegangen.

Unser Mueti hat am Weissen Sonntag, 24. April 1927, das Licht der Welt erblickt. 

Sie ist als viertes Kind zusammen mit 13 Geschwistern auf dem Bauernhof unter dem Schlossberg in Wikon aufgewachsen. Schon in jungen Jahren musste sie zu Hause anpacken und sich um ihre jüngeren Geschwister kümmern, während der Kriegsjahre war jede Hand nötig. Schon bald musste sie Geld verdienen und war in verschiedenen Haushalten tätig. Sie hat oft erzählt wie sie mit dem Velo weite Strecken bewältigte, um an ihre Arbeitsstellen zu gelangen.

1947 besuchte sie mit ihrem Bruder Fritz die Kilbi und lernte da den hübschen Jüngling Sepp, unseren Papi, kennen. Am 9. Mai 1949 war es so weit, unsere Eltern gaben sich in der Kirche Uffikon das Jawort und unser Mueti zog in der Moosgasse ein. 

Innert der nächsten 18 Jahre wurde die Familie immer grösser, mit sechs Kindern und den Schwiegereltern war der Alltag geprägt mit viel Arbeit im Haus, auf dem Hof und im grossen Garten. Mueti hat für uns viel gestrickt und genäht, als sie Probleme mit ihren Armen bekam, hat sie sich eine Strickmaschine gekauft. Sie war stolz auf die vielen schönen Pullover, die sie für die ganze Familie und auch für Verwandte und Bekannte machte. 

Unsere Eltern konnten nicht Auto fahren. Als Fortbewegungsmittel diente das Velo, als wir klein waren, fuhren sie am Sonntag mit drei Kindern auf den Velos nach Wikon zu unseren Grosseltern. Später kauften sie ein Puch-Motorrad, war mal ein Notfall und wir mussten zum Arzt, hat uns Mue­ti auf den Packträger gepackt und ist nach Dagmersellen gefahren. 

Die Familie war Muetis ganzer Stolz und es war ihr wichtig, dass ihre Töchter einen Beruf erlernten. Im Laufe der Jahre wurde die Familie grösser es kamen 14 Grosskinder dazu. Die Grosskinder waren gerne beim Mueti zu Besuch oder in den Ferien. Es gab immer etwas zu tun, sei es die Hühner zu füttern, Eier aus den Nestern zu holen, Mueti im Garten zu helfen oder in «Muetis Kirche» zu gehen. In den letzten Jahren kamen zur Familie acht Urgrosskinder dazu. Mueti freute sich über jeden Besuch ihrer Familie, es waren Abwechslungen in ihrem Alltag und hielten ihren Geist jung.

Viele Jahre ihres Lebens machte die Arbeit in der Kirche aus, als Papi 1953 Sakristan wurde, war das Familienleben geprägt durch Pünktlichkeit und Arbeit. Es gab noch kein elektrisches Geläut, jeden Tag wurden ein paarmal die Glocken geläutet, die Kirchenuhr aufgezogen, am Samstag war die ganze Familie mit dem Putzen der Kirche beschäftigt. Später hat Mueti auch die Kirche mit schönen Blumen aus ihrem Garten geschmückt. Als Papi 1995 mit 71 Jahren starb, hat Mueti das Amt als Sakristanin übernommen, es war nicht mehr jeden Tag Gottesdienst und das Kirchengeläut war in der Zwischenzeit auch elektrisch, so war die Arbeit etwas einfacher.

In ihrer wenigen Freizeit die Mueti sich gönnte, hat sie einen Samariterkurs in Dagmersellen besucht, das hat ihr so gut gefallen, dass sie als Mitglied im Samariterverein viele Übungen absolvierte und an Einsätzen bei Unfällen dabei war. 

Mueti hat bis an ihr Lebensende gerne gesungen, sie hatte eine gute Stimme. Sie war einige Jahre Mitglied im Kirchenchor. Im Heim hat sie im Seniorenchor mitgesungen und wenn möglich keine Probe verpasst.

Die Jahre nach dem Tod vom Papi waren für Mueti nicht immer leicht, einige Erkrankungen und Operationen machten das Leben schwieriger. Unser Mueti war eine Stehauf-Frau und hat sich immer wieder aufgerappelt.

Nach einem Unfall vor 5½ Jahren hat Mueti im Alterszentrum Eiche gewohnt und sie hat sich da wohlgefühlt. Wenn ihre Gesundheit es zuliess, hat sie an vielen Aktivitäten teilgenommen, und natürlich durfte das Jassen nicht fehlen. Mueti hat sich über jeden Besuch gefreut. An Familienfesten war sie gerne dabei, wir haben oft gestaunt, dass es ihr nicht zu laut war und über das Sitzleder, das Mueti besass, sie hat immer wieder Kraft geschöpft aus den Begegnungen mit anderen Menschen. 

Eine Ausfahrt mit dem Auto, ein Essen in einem Restaurant oder bei uns zu Hause haben ihren Alltag im Heim bereichert und sie konnte ihren Mitbewohnern von ihren Ausflügen erzählen. Während der Zeit im Heim war unser Mueti immer Dreh- und Angelpunkt der Familie. Sie erzählte uns alte Erlebnisse und Gegebenheiten, aber auch von Geschehnissen innerhalb der Familie und so hat sie uns auf dem Laufenden gehalten. Bis eine Woche vor ihrem Tod ist sie gerne in der Cafeteria gesessen, um das Kommen und Gehen zu verfolgen.

Die letzten Wochen wurde Muetis Körper immer schwächer, ihr Geist jedoch blieb wach bis am Schluss. Sie hat uns viel Zeit gegeben, uns von ihr zu verabschieden. Nun Ruhe in Frieden, liebs Mueti. 

Deine Familie