Nachruf

14. September 2020

Maria Hunkeler-Amrein

Menznau

In einem wunderschönen Lied heisst es: «Ich stehe hier und halte ein Bild von dir in meinen Händen, das Einzige, was mir bleibt, sind die Erinnerungen an dich». Liebes Mami, wir haben die Ehre, hier einen kleinen Abriss von diesen Erinnerungen mit allen zu teilen.

Am 15. April 1934 hast du als Tochter von Albert Amrein und Sofie, geborene Müller, das Licht der Welt erblickt. Immer hast du uns erzählt, dass du mit deinen Geschwistern, den Schwestern Nina, Margrith, Lisbeth und Hilda und den Brüdern Walter, Sepp und Hans eine strenge, aber schöne Kindheit und Jugendzeit erleben durftest. Nach der Schulzeit hast du bei der Teigwarenfabrik in Wolhusen gearbeitet und täglich den Arbeitsweg mit dem Velo absolviert. Bei der Familie Meyer in Willisau hast du den Haushalt geführt und deine Kochkünste erweitert. 

Am 21. Mai 1956 bist du mit Josef Hunkeler, unserem Vater, in Luthern Bad vor den Traualtar getreten und hast den Bund fürs Leben geschlossen. Am 20. Februar 1957 wurde durch die Geburt von Sohn Erwin euer Familienglück vervollständigt. Der liebe Gott hat euch noch zwei weitere Söhne geschenkt, nämlich Werner und Beat. Viel hast du uns von eurer schönen Hochzeitsreise erzählt, die zwar etwas kürzer ausgefallen ist als geplant war. Das Ziel der Hochzeitsreise, die ihr mit einer Vespa angetreten habt, führte euch nach Italien. In diesem Zusammenhang hast du auch erwähnt, dass du selbst mit einer Vespa gefahren bist. Wir Kinder konnten dies kaum glauben. «Üses Mami mit ere Vespa unterwägs, das cha doch ned si». Daraufhin hast du uns Fotos gezeigt, wie du mit der Vespa unterwegs warst und wir haben gedacht: «Wow, was hend mer doch för es moderns Mami». 

Du warst sehr naturverbunden. Grosse Reisen musstest du nicht unternehmen. Ein Ausflug auf die Melchsee-Frutt genügte vollkommen. Gefreut hast du dich immer auf die Ferienwoche, die ihr in Saas-Almagell verbracht habt und du die Schönheit der Natur geniessen konntest. Grosse Geschenke musste man dir nicht machen, schon mit einem Blumenstrauss konnte man dir die grösste Freude bereiten.

Am 16. November 1983 hat das Schicksal unbarmherzig zugeschlagen. An diesem Tag hat der liebe Gott deinen geliebten Sohn Erwin nach kurzer Krankheit, durch eine Lungenembolie, zu sich gerufen. Viel Kraft in dieser Zeit hat dir dein starker Glaube gegeben, um den Schmerz zu verkraften. Für Ablenkung haben auch deine Hobbys Stricken und Holzschnitzen gesorgt. Für deine Angehörigen hast du schöne Pullover, Jacken und Socken gestrickt. Das Stricken hat dich sozusagen das ganze Leben begleitet, solange deine Kraft dazu ausreichte. Voller Stolz haben deine Grosskinder die Pullover getragen, die du für sie gestrickt hast, und in unseren Wohnungen hängt ein Kreuz, das du für uns verziert hast. 

Einen weiteren Schicksalsschlag musstest du am 17. März 2004 ertragen, als Gott deinen geliebten Mann zu sich rief. Unser Vater starb nach einer Herzoperation, die aufgrund eines zweiten Herzinfarkts notwendig wurde. Viel Kraft haben dir über diese Zeit deine vier Grosskinder Joel, François, Kevin und Yves gegeben, die du von ganzen Herzen geliebt hast. Für sie hattest du, in ihren Augen, ein «magisches Schränkli» eingerichtet. Immer wenn sie bei dir auf Besuch waren, kam sicher die Frage: «Grosi, darf i luege, was im Schränkli esch?» Du hast natürlich nie Nein gesagt und die Augen der Grosskinder strahlten, wenn sie das «magische Schränkli» öffnen durften. Es hatte immer etwas darin, das sie gerngehabt haben. Die Zeit, welche du im Kreise deiner Familie verbringen konntest, hast du sehr genossen. Am Weihnachtstag war es Tradition, dass wir bei dir zum Mittagessen eingeladen waren. Die Stube konnte noch so klein sein, irgendwie hast du es immer wieder geschafft, dass wir alle einen Platz fanden. Für uns Kinder, Grosskinder und Urgrosskinder war dies immer ein Highlight, denn wir freuten so auf die selbst gemachte Morchelsauce von dir. Du warst keine Frau der grossen Worte. Immer bist du sprungbereit auf deinem Stuhl gesessen und hast zugehört, was erzählt wurde. Die Teller und Gläser hattest du dabei im Überblick. Kaum war ein Teller leer, bist du aufgesprungen und wolltest nachschöpfen oder unsere Gläser wieder auffüllen. Wir mussten dir immer wieder sagen: «Grosi, langsam blieb sitze, mer chönnt das au sälber mache. Geniess jetzt dä Tag». Du warst einfach die perfekte Gastgeberin.

Auch beim Backen konnte dir niemand etwas vormachen. Wir liebten deine Rüeblitorte und «Läbchüeche». Deine «Läbchüeche» haben es vielen Leuten angetan. Wenn jemand auf Besuch kam oder du auf Besuch gingst, war immer im Hinterkopf «hoffentlich hät sie Läbchüeche bache ond eine metbracht». Auf die Menznauer Kilbi hin hast du für die ganze Familie «Schänkeli» gebacken. Die Grosskinder haben sogar einmal zu dir gesagt: «Grosi, das send die wältbeschte Schänkeli, die muesch du a de Chilbi verkoufe, de wersch du e rychi Frou».

Kurz nach deinem 85. Geburtstag verschlechterte sich dein Gesundheitszustand so, dass ein Spitalaufenthalt notwendig war. Nach einer weiteren Kontrolluntersuchung beim Hausarzt musstest du innert kurzer Zeit einen zweiten Spitalaufenthalt über dich ergehen lassen. Dieser Aufenthalt hat dich so geschwächt, dass du dich dazu entschlossen hast, ins Betagten- und Pflegeheim Weiermatte einzutreten. Am 1. Juli 2019 hast du das Ferienzimmer im Heim Weiermatte bezogen. Die Hoffnung war gross, dass der Aufenthalt nur vorübergehend ist. Leider war diese Hoffnung nur von kurzer Dauer, sodass du deine Wohnung an der Bahnhofstrasse 2 aufgeben musstest. Sehr gefreut hast du dich, wenn die beiden Urgrosskinder Emely und Marvin bei dir einen Besuch abstatteten. Man konnte dabei das Leuchten in den Augen und ein verschmitztes Lächeln auf deinen Lippen erkennen. Leider konntest du die Geburt des dritten Urgrosskindes Malea, was wir alle sehr gehofft haben, nicht mehr miterleben. Wir alle aber sind überzeugt, dass du für deine Urgrosskinder der beste «Schutzängel» sein wirst, den sie haben können.

Am 13. September 2019 hat der liebe Gott dich zu sich gerufen. Im Beisein deiner Angehörigen konntest du friedlich einschlafen. Nun bist du mit deinem geliebten Mann Josef, deinem Sohn Erwin und deinen Geschwistern, die dir vorausgegangen sind, wieder vereint. Für alles Gute, das du uns getan hast, möchten wir dir recht herzlich Danke sagen. In unseren Herzen wirst du immer bei uns sein. «Häbs guet und grüess alli vo üs».