Nachruf

15. Juli 2021

Kaspar Niederberger-Häfliger

Menzberg

1. Abschnitt (1936‒1968: Kindheit, Dallenwil, Schwarzwald, Jugend, Schwingen, Hochzeit

Paps wurde am 23. Juli 1936 als siebtes von zehn Kindern im Wissiflüeli in Dallenwil geboren. Seine Eltern Arnold und Theres Niederberger-Scheuber berichteten, dass Kaspar ein überaus unkomplizierter und hilfsbereiter Sohn gewesen sei, ihm sei keine Arbeit zu streng und zu viel gewesen. Ein Beispiel von vielen war der Einsatz mit seinen Geschwistern auf der familien-eigenen Alp Schwarzwald, bereits in jungen Jahren war es die Aufgabe der Geschwister Niederberger, für das Vieh auf der Alp zu sorgen. Paps liebte die Berge mit ihrer Fauna und Flora, vor allem die Edelweisse hatten es ihm angetan. Nicht immer ging das Pflücken dieser seltenen Blume glimpflich aus, bei einem Absturz zog er sich Schürfungen zu und verlor dabei ein Stück von seinem Schneidezahn. 

1945 konnte seine Familie die schöne Liegenschaft Girislehn auf dem Menzberg kaufen, die ganze Familie zog von Dallenwil auf den Menzberg, das Wissiflüeli und der Schwarzwald wurde darauf einige Jahre verpachtet. Von da an besuchte Paps die Schule auf dem Menzberg, er war ein überaus guter Schüler. Nach der Schulzeit zog er und sein Bruder Sepp wieder in die alte Heimat, um den Hof und die Alp zu bewirtschaften. Die beiden machten einen Wettkampf daraus, wer von beiden mehr Gewichte auf die Alp tragen konnte. Dank der körperlichen Arbeit wurde er zu einem kräftigen und ausdauernden jungen Mann, mit eindeutig dunklem Teint, weshalb er oft als Italiener gehalten wurde. Damit war der Grundstein für sein sportliches Talent als Schwinger und Waffenläufer gelegt. Er wurde Mitglied im Schwingklub Stans, mit 21 Jahren durfte er sich das erste Mal mit Eichenlaub bekränzen, weitere 22 Kränze sollten noch folgen, davon fünf Innerschweizerische. Am «Eidgenössischen» nahm er viermal teil und konnte alle Gänge schwingen. 

1960 wurdest du von deinen Eltern wieder auf dem Menzberg gerufen, dein Bruder Konrad musste in die RS und deine Schwester Margrit heiratete. In dieser Zeit tratest du dem Schwingklub Wolhusen bei, du hast uns oft erzählt, dass du, weil du zu dieser Zeit noch keine Autoprüfung hattest, mit dem Velo oder auch zu Fuss via Fontanne-Löchli zur Probe nach Wolhusen gegangen bist. Du hast erzählt, dass ein Einwärmen in der Halle dann nicht mehr nötig war. Mit deinem Lieblingsspruch «eine unbändige Kraft» sei halt dafür vonnöten, brachtest du uns Kinder immer wieder zum Schmunzeln.

An deinem 30. Geburtstag hast du deine geliebte Ida an einem Fest in Menznau kennen und lieben gelernt. Genau ein Jahr später wurdest du an einem Menzberg-Schwinget Vater deiner ältesten Tochter Yolanda.

Am 3. Juni hast du deine junge und hübsche Braut Ida in der Wallfahrtskirche Werthenstein vor den Altar geführt, es hat dich mit Stolz erfüllt, als dir deine Schwingkollegen nach der Kirche Spalier standen. Zusammen konntet ihr vor zwei Jahren mit eurer ganzen Familie die goldene Hochzeit feiern.

2. Abschnitt (1969‒2000): Familie, Grosskinder, Beruf, Hobbys 

In den folgenden Jahren wuchs die Familie mit Monika, Ida, Helen und wurde 1977 mit Kaspar junior komplettiert. Du warst überaus stolz auf deine Familie. Ihr Wohl lag dir am Herzen. In diesen Jahren konntest du mit deinem Bruder Konrad das Girislehn zur Pacht nehmen, trotz beengenden Wohnverhältnissen wohnten drei Generationen unter einem Dach, mit deinem ruhigen und friedfertigen Wesen hast du für ein gutes Miteinander beigetragen. 1982 konntest du mit deiner Frau Ida das von deinem Vater erbaute Stöckli Bergblick erwerben. Nach sieben Jahren bei der Sägerei Häfliger arbeitetest du anschliessend weitere 15 Jahre bei der Kronospan auf dem Holzplatz. Du wurdest von allen als pflichtbewusster und angenehmer Mitarbeiter geschätzt und wahrgenommen. Je nach Arbeitsschicht gingst du danach noch ein paar Stunden in deinen geliebten Wald, zum Arbeiten. 

Es blieb dir auch immer Zeit mit deiner Familie an die Schwingfeste zu gehen, zu deinen Hobbys zählten neben dem Schwingen das Briefmarkensammeln, der Sportklub, das Schachspielen mit Turnierspielen. Und natürlich immer wieder dein Sport: Wandern, Schwimmen, Langlaufen, Skifahren und Laufen. Du hast dein Wissen auch bereitwillig weitergegeben, sei es bei Schwingkursen als technischer Leiter oder Schachturnieren beim Jugendteam. Zudem hattest du mit deinem Sohn Kaspar einen begeisterten Schwingerlehrling, dem du deine Technik weitergeben konntest. Und du hast ihn an sämtliche Buebeschwingfeste begleitet. Am 22. März1996 musstest du und die ganze Familie einen schweren Schicksalsschlag mit dem Unfalltod von Kaspar junior verkraften. Diese schwere Zeit wurde wieder etwas erheitert mit den Hochzeiten der Töchter und den Geburten der insgesamt neun Grosskinder. Keines der Grosskinder wird je vergessen, wie du ihnen «den Fuchs» im Wald zeigen wolltest.

3. Abschnitt (2000‒2020): Familie, Hobbys, letzter Lebensabschnitt

Nach Ende der Berufstätigkeit hättest du Privatier werden können, aber wer dich richtig kannte, wusste, dass das nur eine Floskel war. Die Arbeiten im Wald wurden zu einer wichtigen Beschäftigung. Zusammen mit deinem Neffen Noldi habt ihr viele Stunden damit verbracht, Hausholz zu rüsten und den Wald zu pflegen. Und nun hattest du Zeit, im Sommer für ausgiebige Wanderferien im In- und Ausland zusammen mit deiner ganzen Familie oder zum Kirschenpflücken in Oberkirch. Wobei es nicht nur beim Pflücken blieb. Deine Leidenschaft zum Markensammeln wurde neu entfacht und du hast deshalb mit 75 Jahren den Umgang mit dem PC erlernt. Du hattest deinen Markenbestand fein säuberlich notiert und einen genauen Überblick über die Markendetails. Dein Fachwissen kam dir in vielen Bereichen zugute, du warst ein interessanter und geschätzter Diskussionspartner. Und in Schwingerfragen warst du ein wandelndes Lexikon.

2014 übergabst du das Haus an deine Tochter Ida und an deinen Schwiegersohn Paul, mit dem Umbau und der Erstellung des Wintergartens wurde ein neues Lieblingsplätzli für dich geschaffen. Hier hast du viele Stunden beim Ruhen oder Jassklopfen mit deiner Familie verbracht. 

Ende Januar erlittest du einen schweren Schlaganfall, welcher dir das Gehen und Sprechen und das Schlucken verunmöglichte. Dein und unser Wunsch, wieder nach Hause zu kommen, wurde leider nicht erfüllt. Durch eine Lungenentzündung verschlechterte sich dein Gesundheitszustand rapide. Am frühen Mittwochmorgen, am 15. April, hast du deine letzte Reise angetreten, nachdem wir alle von dir Abschied nehmen konnten. 

Wir sind alle sehr traurig, dass wir dich gehen lassen mussten, für uns war es viel zu früh. Trotz deines Alters hätten wir gerne noch mehr Zeit mit dir gehabt. Trost finden wir in deinem lieben, allerletzten Wort an deine Frau Ida; du bist der liebste Mensch auf Erden.

4. Abschnitt: Bruder Klaus 

Gedanken zum Bruder Klaus 

Lieber Paps, du warst ein sehr gläubiger Mensch. Dir war es wichtig deinen Glauben aktiv zu leben, der Sonntag war für dich perfekt, wenn du am Gemeindegottesdienst teilnehmen konntest. In den letzten Jahren gehörte vermehrt der Besuch in der Girislehnkapelle, für ein stilles Gebet zum heiligen Wendelin oder zum Bruder Klaus, zu deinem Tagesrhythmus. Bruder Klaus spielte aber schon immer eine wichtige Rolle in deinem Leben. Oft hast du uns mit einem Augenzwinkern die interessante Geschichte dazu erzählt. Kurz nachdem deine Familie auf den Menzberg gezogen war, erhielt die Hofeigene Wendelinskapelle vom Bildhauer Röösli in Wolhusen eine geschnitzte Statue vom Bruder Klaus überreicht. Zur Einsegnung kam der geschnitzte Bruder Klaus in die Pfarrkirche Menzberg, wo diese durch den damaligen Pfarrer Karl Vogel gesegnet wurde. Dieser war der Meinung, die Statue sei nun im Besitz der Kirche. Dein Vater Arnold Niederberger war mit diesem Vorschlag überhaupt nicht einverstanden und informierte den Bildhauer über die Missverständnisse, die herrschten. Gott sei Dank kam so der Bruder Klaus doch noch an seinen richtigen Platz, in der Wendelinskapelle im Girislehn. Damals wie heute «es chonnt scho guet», diese Worte hast du kurz vor deiner Krankheit oft zu uns gesagt, als ob du es gespürt hast, dass deine irdische Zeit bald abgelaufen ist.Gemeinsam möchten wir nun in das bekannte und beliebte Gebet unseres Nationalheiligen einstimmen: «Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir. Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich führet zu dir. Mein Herr und mein Gott, o nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir. Amen».