Nachruf

09. November 2020

Josef Schwegler-Hasler

Ettiswil

Sepp wurde als siebtes Kind von Jean und Bertha Schwegler am 28. Februar 1934 geboren. Seine Eltern führten einen land­wirt­schaftlichen Betrieb im Hinterdorf von Ettiswil. Seine Kind- und Jugendzeit erlebte er sehr harmonisch in einer intakten Familie. Die sechs Primar- und zwei Sekundarschuljahre besuchte er in Ettiswil.

Er wäre eigentlich gerne Landwirt geworden, ihm hätte die Arbeit auf dem Hof gefallen. Doch auf Drängen seiner Eltern hat er Huf- und Wagenschmied gelernt. Seine Lehrjahre seien zwar sehr streng gewesen, doch aus dieser Erfahrung habe er viel für die späteren Jahre mitnehmen können.

Nach der Lehre absolvierte er die Rekrutenschule als Hufschmied. Aus dieser Zeit blieben ihm noch bis zuletzt viele schöne Kontakte. An seiner nächsten Arbeitsstelle hat er nicht nur Schmiedearbeiten, sondern noch Heizungs- und Sanitärarbeiten durchgeführt. Es folgte die Meisterprüfung als Huf- und Wagenschmied. 1961 begann er seine berufliche Selbständigkeit mit einer eigenen Schmiede. Dies bedeutete für ihn ein grosser Schritt. Nicht alle trauten es ihm zu, doch sein Wille und seine Entschlossenheit waren gross genug und so startete er. Doch schon bald merkte er, dass er sich auf dem Gebiet Heizung und Sanitär besser entwickeln konnte, weshalb er das dazu notwendige Rüstzeug noch mittels Weiterbildung aneignete. Dieser Wechsel erwies sich später als der richtige.

Im Jahre 1963 heiratete er Theres Hasler aus Beromünster. Gross war die Freude, als ein Jahr später Markus auf die Welt kam, es folgten 1966 Regula und 1967 Hubert. Doch der Schock war gross, als man ihm und Theres mitteilte, dass die beiden Buben an einer unheilbaren Krankheit, der Cystischen Fibrose, leiden, einzig Tochter Regula war gesund. Es folgten Familienjahre mit viel Freude, er liebte Kinder und war ein stolzer Vater. Doch mit zunehmendem Alter der beiden Söhne zeigte sich die Krankheit immer mehr, das Familienleben war überschattet von Sorgen und vielen Spitalaufenthalten. Für Sepp und Theres war es ein grosser Spagat, Familie und Betrieb unter einen Hut zu bringen und allem gerecht zu werden. Hubert verstarb im 18. und Markus im 22. Lebensjahr. Das war ein harter Schicksalsschlag für ihn und die ganze Familie.

Sepp steckte viel Fleiss und Energie in den Betrieb, seine Frau Theres unterstützte ihn, wo sie konnte und erledigte sämtliche Büroarbeiten. Sie waren ein ideales Paar und ergänzten sich optimal. 11 Jahre nach Beginn der Selbständigkeit, 1972, bezogen sie den Neubau an der Surseestrasse, wo das Geschäft noch heute seinen Sitz hat. Das Wachsen der Firma bereitete Sepp grosse Freude.

Sepp war ein richtiger Patron. Ihm lag das Wohl der Angestellten sehr am Herzen. Dadurch, dass viele Arbeiter auch über Jahre am Familien-Mittagstisch mitassen, pflegte er eine familiäre freundschaftliche Beziehung zu ihnen. So war er sehr stolz darüber, dass viele Mitarbeiter sehr lange Zeit der Firma treu blieben. Auf die Ausbildung von Lehrlingen legte er besonderen Wert. Er durfte insgesamt 37 Lehrlinge in die Berufstätigkeit begleiten. Er nahm auch immer wieder Jungs in die Lehre, die nicht so leicht einen Lehrbetrieb fanden und freute sich, wenn diese sich zu guten Handwerkern entwickelten.

Sepp hatte einen starken Willen und eine grosse Schaffenskraft, er sagte rückwirkend aber auch, dass er oft versucht habe, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen. Dabei habe er sicherlich einige Menschen, vor allem im Berufsleben, brüskiert und verletzt, was ihm im Nachhinein leidtat.

Neben seiner Arbeit im Geschäft war er noch während 15 Jahren im Gemeinderat tätig und hat als Sozialvorsteher viele Probleme gelöst. Er hatte stets ein offenes Ohr für die Sorgen von benachteiligten Mitmenschen. Eine Aufgabe, die ihn forderte, die für ihn aber auch, wie er sagte, eine menschliche Bereicherung war. Gleichzeitig engagierte er sich im Stiftungsrat vom Alters- und Pflegeheim Sonnbühl.

Im Jahre 2000 konnte er seinen Betrieb den beiden langjährigen Mitarbeitern Peter Suppiger und Hanspeter Arnold übergeben. Es freute ihn sehr, sein Geschäft in so guten Händen zu wissen. Nach der Übergabe arbeitete er noch viele Jahre mit und stand den beiden mit Rat und Tat zur Seite. Im gleichen Jahr zogen Sepp und Theres in die neue Wohnung im Postplatz 4.

Die Feier zum 50-jährigen Geschäftsbestehen war für ihn ein grosser Anlass. In der Bülacherhalle trafen sich alle Mitarbeiter, ehemalige Lehrlinge und Angestellte, viele Geschäftskollegen und Freunde. Da wurde so vieles von früheren Zeiten erzählt und alte Erlebnisse wieder aufgefrischt.

Erst an seinem 82. Geburtstag zog er sich aus der Firma ganz zurück. Jetzt begann sein Pensionsalter, wie er scherzhaft zu sagen pflegte. Die Firma schenkte ihm ein iPad, und das war eine wunderbare Idee, denn damit erschloss sich ihm noch die digitale Welt. Er lernte im hohen Alter zu googlen, recherchierte viel im Internet. Und er konnte sich auf diese Weise wichtige Informationen aus dem politischen Geschehen beschaffen, was ihm aber auch manchen Ärger bereitete. Er hatte hohe Ideale, einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und war mit vielem aus der Politik nicht einverstanden, was er denn auch bei seinen Kollegen und den entsprechenden Ämtern kundtat.

Sepp war aber nicht nur im Berufsleben engagiert, sondern gestaltete auch seine Freizeit aktiv. Er war viele Jahre bei der Feuerwehr, in der Muggezunft, über 60 Jahre im Männerchor und einige Jahre im Seniorenturnen. Des Weiteren machte er in diversen Jassclubs mit und hatte über viele Jahre bis zuletzt einen festen Platz im FCL-Stadion. Kameradschaft und Freundschaft bedeuteten ihm sehr viel, er war sehr gesellig, kontaktfreudig und hatte eine grosse mentale Stärke. Er liebte es, mit Menschen im Gespräch zu sein und bei einem Kaffee oder einem «Herrgöttli» zu diskutieren, sei es über Politik, Sport, philosophische oder regionale Themen. Er las täglich intensiv die Zeitung. Bei den Gesprächen war es ihm immer wichtig, allen auf gleicher Augenhöhe zu begegnen. Seine lebensbejahende, lebensfrohe und positive Art, sein wacher Geist und seine Neugier, aber auch seine Grosszügigkeit schätzten ganz viele Menschen. Er war weit herum bekannt und kannte auch viele Menschen aus der Zeit, wo er in deren Häuser Heizungen installierte.

Am 7. November 2019 verstarb Sepp ganz plötzlich infolge eines Herzversagens. Es war immer sein Wunsch, bis zuletzt gesund und aktiv zu sein. Dieser Wunsch ist ihm in Erfüllung gegangen, doch für uns ist der Abschied viel zu früh. Er hinterlässt nicht nur in unserer Familie eine grosse Lücke, auch im Freundes- und Kollegenkreis, ja im ganzen Dorf wird er vermisst.

Sepp, wir danken dir für all die schönen Jahre, du hast einen festen Platz in unseren Herzen.

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