Nachruf

10. Januar 2023

Hildegard Ineichen-Kösler

Hildegard Ineichen-Kösler
Gettnau

Unsere Mame Hildegard Ineichen-Kösler wurde am 6. August 1926 als Nachzüglerin von Sophie und Josef Kösler im württembergischen Dorf Bellamont (Süddeutschland) geboren. Dort wuchs sie zusammen mit sechs Geschwistern auf und besuchte mit viel Elan die regulären Schulen.

Während ihrer Jugend wütete der Zweite Weltkrieg und auch ihre beiden bereits erwachsenen Brüder Josef und Blasius mussten an die Front.

Schon in dieser für alle sehr harten und entbehrungsreichen Zeit spendete ihr der Gottesglaube viel Zuversicht, Kraft und Trost.

Mit dem Kriegsende 1945 verlor auch unsere junge Hildegard ihre Arbeitsstelle auf einem nahe gelegenen Bauernhof. Deshalb entschloss sie sich, ins Ausland zu gehen, um dort vorerst für ein Jahr zu arbeiten. Auf Anraten ihres Vaters reiste sie schliesslich 1948 nicht wie ursprünglich vorgesehen nach Amerika, sondern in die Schweiz. Hier fand sie im zürcherischen Bauma eine Anstellung auf einem grossen Landwirtschaftsbetrieb. Während dieser Zeit leistete unser Papa Josef Ineichen dort Militärdienst und die beiden lernten sich kennen und lieben.

1951 gab sich das junge Paar das Jawort in der Wallfahrtskirche Hergiswald, womit unsere Mutter definitiv in der Schweiz blieb. So zog sie mit ihren wenigen Habseligkeiten im Hof Löchli in Gettnau ein. Dem Ehepaar wurden innert 14 Jahren sechs Söhne und vier Töchter geschenkt. Wusste unsere Mutter ob all der vielen Arbeit oder wegen chronischem Geldmangel manchmal nicht weiter, so hörten wir von ihr immer wieder mal ihr Leitmotiv, das lautete: «Wenn du meinst es geht nicht mehr, so kommt bestimmt von irgendwo ein Lichtlein her».

Unsere Mutter war eine gläubige, kluge, liebenswürdige, bodenständige, robuste, naturverbundene und vielseitig interessierte Persönlichkeit. Sie zog – zusammen mit Papa – uns zehn Kinder gross und arbeitete daneben auf dem Hof mit. Ihren grossen Blumen- und Gemüsegarten sowie ihre Schweine, Schafe, Kaninchen, Hühner, Katzen und Vögel hegte und pflegte sie bis ins hohe Alter. Parallel dazu stand sie regelmässig in Kontakt mit ihrer deutschen Herkunftsfamilie und wir werden bis heute durch den schweizerisch-deutschen Dialog bereichert.

Ein herber Schlag für unsere Mame war der plötzliche Tod unseres Vaters 1994 – nur vier Tage nach der Hochzeit der jüngsten Tochter. Aber unsere Mutter meisterte auch diesen Schicksalsschlag – wiederum nicht zuletzt dank ihrer starken Verwurzelung im Glauben, im Kirchenjahr und in der Frauengemeinschaft Gettnau.

Eine besondere Beziehung hatte unsere Mame zur Gottesmutter Maria und zum heiligen Antonius von Padua. Mit einer Wallfahrt nach Einsiedeln, ins Luthern Bad oder sonst mit einem Ausflug und anschliessendem feinen Essen konnten wir unserer Mutter immer eine sehr grosse Freude bereiten. Auch war sie eine passionierte Lottospielerin.

Zudem liebte sie das Singen – sei es für sich alleine oder im Seniorenchörli Zell.

Nicht nur für uns Kinder, sondern auch für ihre zahlreichen Grosskinder und Urgrosskinder war sie stets einfach da. Alle gingen gerne bei ihr ein und aus und waren bis zuletzt immer herzlich willkommen.

Als nach ihrem 90. Geburtstag ihre Kräfte nachliessen, entschied unsere Mame nach 66 Jahren im Löchli, ins Alters- und Pflegeheim Waldruh in Willisau umzuziehen. Das war ein einschneidender Schritt. Aber auch in der Waldruh wurde Mame bald heimisch. Dort wurde sie aufgrund ihrer demenziellen Entwicklung bis zum letzten Atemzug äusserst liebevoll und kompetent gepflegt und betreut.

Liebe Mame, Grossmame, Urgrossmame, Schwiegermame, Tante und Gotte: Am 12. Dezember 2022 hast du mit Gottvertrauen deine letzte Reise angetreten. Für alles, was du uns gegeben hast, danken wir dir von ganzem Herzen. Wir werden dir stets ein ehrendes Andenken bewahren.

Für die Familie: Annemarie Ducret und Josef Ineichen