Nachruf

11. April 2022

Heinrich Häfliger-Marfurt

Heinrich Häfliger-Marfurt
Langnau

22. 2. 22 – ein besonderes Datum für Briefmarken- und Stempelsammler. Heinrich Häfliger war einer von ihnen. Zufall oder Fügung, dass es sein Todestag war? Wir kennen die Antwort nicht, wissen aber mit Bestimmtheit, dass ein friedfertiger, fröhlicher, humorvoller, geselliger und liebenswürdiger Mensch aus unserer Mitte gerissen wurde.

Heinrich Häfliger, der am 1. Mai seinen 82. Geburtstag gefeiert hätte, war ein Mensch, der seine christliche Überzeugung im Alltag lebte und stets ein offenes Ohr für seine Mitmenschen hatte. Das Fundament dazu wurde im Elternhaus gelegt, wo Vater Franz und Mutter Hermine eine Bäckerei und einen Lebensmittelladen betrieben. Zusammen mit seinem älteren Bruder Franz und seiner jüngeren Schwester Hermine erlebte er eine schöne Kinder- und Jugendzeit. Nach den Schulbesuchen in Langnau, Reiden und Sursee absolvierte er eine Lehre als Vermessungszeichner und bildete sich anschliessend zum Vermessungstechniker weiter. 1973 eröffnete er seine eigene Firma, die er während zwei Jahrzehnten führte.  

Heinrich Häfliger war ein vielseitig talentierter Mensch, der ebenso gut mit Säge und Hammer umgehen konnte wie mit dem Zeichenstift. So war er jahrelang für die originellen Dekorationen am Musikball im «Rössli»-Saal, aber auch für die Ausschmückung der verschiedenen Lokalitäten am Kirchenbazar 1967 zuständig. Besonders gerne entwarf er Vereinsfahnen. Mehr als 40 eidgenössische, kantonale oder kommunale Vereine entschieden sich für eines seiner Sujets. Fahnen stehen für eine Gemeinschaft und in einer Gemeinschaft fühlte sich Heinrich Häfliger wohl – ganz besonders in seiner Familie.

Am 3. September 1962 führte er Annemarie Marfurt in der alten Langnauer Dorfkapelle zum Traualtar. Die Freude des jungen Paares war gross, als 1963 Tochter Cornelia geboren wurde. 1964 gesellte sich Patricia dazu und mit der Geburt von Heinrich jun. war die Familie 1969 vollständig. Mit dem Einzug in das neue Einfamilienhaus am 19. Dezember 1975 bereitete sich damals die junge Familie ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk. 1977 übernahm Heinrich Häfliger das Amt des Gemeindeammanns – eine verantwortungsvolle Aufgabe, die er während 19 Jahren ausübte. Trotz des grossen Engagements im Beruf, für Vereine und die Gemeinde war es ihm wichtig, viel gemeinsame Zeit mit seinen Lieben zu verbringen. Er durfte jederzeit auf die Unterstützung seiner Frau Annemarie zählen, die ihn auch während seiner Krankheit liebevoll betreute.

Heinrich Häfliger liebte die Musik in all ihren Facetten. Als Posaunist, der während 40 Jahren in der Musikgesellschaft Langnau aktiv war, stand bei ihm Blasmusik hoch im Kurs. Bei Familienanlässen sorgte er mit seiner Handharmonika gerne für gute Stimmung.  

An Wochenenden unternahm Heinrich Häfliger oft Ausflüge mit dem Auto und freute sich über Passfahrten zusammen mit Frau Annemarie, seinen Kindern und später auch mit seinen Enkeln.

Er war ein verkappter Autofreak, der gerne formschöne Limousinen und Cabrios lenkte. Sein Interesse an den Autos war nicht zufällig, hatte er doch schon als Elfjähriger die «Kehri» – den Hauslieferdienst – der Bäckerei Häfliger in Reiden und Richenthal übernommen. Nicht etwa mit dem Fahrrad, sondern mit Vaters Ford Taunus!

Bereits damals sammelte Heinrich Häfliger Briefmarken, Ansichtskarten und Skulpturen von Elefanten. Die Dickhäuter waren seine Lieblingstiere. Während seiner beruflichen und kommunalpolitischen Tätigkeit musste Heinrich Häfliger öfters «dicke Haut» beweisen. Dies entsprach zwar nicht seinem Naturell, war er doch eher sensibel. Er verarbeitete belastende Situationen oft im Stillen für sich. Dem Elefanten wird ein gutes Gedächtnis nachgesagt. Über ein solches verfügte auch Heinrich Häfliger, der besonders über Langnau jederzeit eine Vielzahl von Daten zu Personen und Begebenheiten abrufen konnte. Als Herzblut-Langnauer setzte er sich für die Eigenständigkeit seiner Wohngemeinde ein. Doch das Resultat der Fusionsabstimmung der Gemeinden Langnau-Reiden-Richenthal fiel nicht so aus, wie er es sich erhofft hatte. Obwohl er diesen Entscheid demokratisch akzeptierte, beschäftigte ihn diese Angelegenheit weiter. Damals erlebte er aber auch viel Freude, durfte er doch seinen lange gehegten Traum vom eigenen Museum verwirklichen. Zusammen mit zwei Kollegen gründete er den Verein Dorfmuseum Langnau-Mehl­secken-Reiden, den er bis zu seinem Tode präsidierte.

Wenige Tage nach der Gründung fand am 29. Dezember 2005 im Untergeschoss des alten Schulhauses in Mehls­ecken die Eröffnung mit zahlreichen Gästen statt. Seither ist die Besucherzahl auf annähernd 5000 angewachsen. Dank den zahlreichen Objekten aus Häfligers Sammlung, Leihgaben und einigen Geschenken darf das Museum eine vielfältige Ausstellung präsentieren. Viel Beachtung finden auch die Briefumschläge, die Heinrich Häfliger zu besonderen Anlässen oder bei «Schnapszahlen-Daten» kreiert hat. Damit derjenige vom 22. 2. 22 nicht fehlt, hat Tochter Cornelia die Tradition am Todestag ihres Vaters weitergeführt.

Langnau hat einen Herzblut-Langnauer verloren – der Himmel einen gewonnen.