Nachruf

04. April 2019

Hanni Schmid-Neuenschwander

Gettnau

Hanni Schmid- Neuenschwander
wurde am 16. März 1931 als elftes Kind des Albert und der Maria Moser geb. Leu auf dem Hof Stöckern in Huttwil geboren. Ihre Mutter war leider gesundheitlich angeschlagen und verstarb ein paar Stunden nach der Geburt. Deshalb wurden Hanni und ihre zweijährige Schwester in zwei verschiedene Pflegefamilien gegeben. Die ersten sieben Wochen lebte sie bei ihrer Gotte und deren Familie in Eriswil in der Käserei. Leider durfte die Gotte das kleine Bébé nicht behalten. Für Hanni wurde ein Platz bei Marie Neuenschwander-Moser, der Schwester ihres Vaters und deren Ehemann Adolf gefunden. Sie bewirtschafteten einen Bauernhof im Luzerner Hinterland in der Unterkratzern, Gettnau. Dort verbrachte Hanni ihre Kindheit und Jugendjahre. 

In Gettnau besuchte sie die Primarschule und danach in Willisau-Land die Sekundarschule. Sie war eine fleissige Schülerin. Schon früh lernte sie auf dem Hof mit anzupacken und brachte die Milch in die Käserei, half beim Heuen, Ernten und vielen andern anfallenden Arbeiten. Hanni erzählte manchmal, dass das Leben als Einzelkind bei relativ alten Eltern nicht immer einfach war. Gerne wäre sie zusammen mit ihrem Vater, der leider als Hanni erst neun Jahre alt war auch verstarb, und ihren Geschwistern in der Stöckern aufgewachsen. Zum Glück durfte sie ihre Familie ab und zu besuchen. 

Nach der Konfirmation in Willisau im Jahre 1947 half Hanni bei der Arbeit auf dem Hof ihrer Pflegeeltern. Im Winter begann sie eine Haushaltslehre bei einer Familie in Huttwil. Nach erfolgreichem Lehrabschluss arbeitete Hanni wieder im heimischen Bauernbetrieb. Die Pflegeeltern waren nun schon 65 Jahre alt und froh über ihre Hilfe. Schliesslich übergab der Pflegevater den Hof seinem Neffen und liess ganz in der Nähe ein kleines Chalet, das «Meierisli» bauen, wo die Familie im Jahre 1950 einzog. Hanni hätte sehr gerne einen Beruf erlernt, aber das war leider nicht möglich, weil sie die inzwischen schwer erkrankte Pflegemutter bis zu ihrem Tode pflegte. Daneben arbeitete Hanni als Aushilfe an verschiedenen Stellen. Während dieser Zeit lernte sie ihren zukünftigen Mann Ernst Schmid kennen und lieben. Er leitete im Raume Willisau eine Gruppe, die für die Firma Sandoz in Basel das künstlich gezüchtete Mutterkorn erntete. Hanni begann auch in dieser Gruppe zu arbeiten und besorgte dazu noch den Haushalt für ihren Pflegevater. Die Arbeit mit den jungen Leuten machte ihr Freude. Aus gesundheitlichen Gründen konnte Ernst nicht mehr in der Landwirtschaft arbeiten und fand eine Stelle in einem Treuhandbüro. Für das junge Paar war die Zeit der beruflichen Neuorientierung nicht immer einfach, Hanni war  Ernst eine grosse Stütze. 

Im September 1956 heirateten Ernst und Hanni in der Kirche Willisau und lebten zusammen mit Hannis Vater, inzwischen war Hanni adoptiert worden, im Meierisli in Gettnau. Der glücklichen Ehe entsprossen 1958 der Sohn Ernst und 1961, kurz nach dem Tode ihres Vaters, die Tochter Margrit. Liebevoll umsorgte Hanni die Familie, kümmerte sich um Haus, Garten und Tiere und half ab und zu bei den Nachbarn auf deren Höfen, strickte, nähte und verwöhnte ihre Lieben mit ihren Kochkünsten. Das Arbeiten im Garten lag ihr ein Leben lang besonders am Herzen. Nebst dem Gemüsegarten hegte und pflegte sie mit Freude ihre geliebten Blumen. Sehr gerne wanderte Hanni mit ihrer Familie in der Natur, beobachtete die Tiere, Pflanzen und erfreute sich an einem schönen Bergpanorama. Leider hatte Ernst sen. öfters gesundheitliche Probleme. Fürsorglich kümmerte sich Hanni in diesen Zeiten um ihn. Weil das Meierisli etwas aus­serhalb des Dorfes liegt und kein Auto vorhanden war, erledigte sie all ihre Besorgungen mit dem Velo. Hanni ohne Velo war fast undenkbar. Einige Jahre turnte Hanni auch im örtlichen Turnverein und stand dem Vorstand als Aktuarin zur Seite. Leider machte ihr eine Herzkrankheit immer wieder zu schaffen, deshalb war das Turnen dann nicht mehr möglich. Zu Hause machte sie aber weiter diszipliniert ihre Übungen. 

Das Wohlergehen der Familie lag Hanni sehr am Herzen, über Jahre unterstützte sie ihren Gatten bei seinen Ämtern, wirkte still im Hintergrund. Ihre bescheidene, liebenswürdige Art, ihr feiner Humor sowie ihre Willensstärke bleiben uns immer in Erinnerung. Hanni hatte ein grosses Allgemeinwissen, war sehr an der Politik, dem Geschehen in der Region und der Welt interessiert. Viel Freude bereiteten ihr auch die zwei Enkelkinder Matthias und Sarah. Leider konnte sie sie nicht so oft sehen, trotzdem nahm sie rege Anteil an ihrem Leben. Täglich hörte Hanni Radio und las ihre Zeitungen und diskutierte die Informationen mit der Familie. Leider erkrankte Ernst sen. plötzlich schwer. Hingebungsvoll pflegte Hanni ihn mit Hilfe der Spitex bis er, zu ihrem grossen Kummer, am 9. Dezember 2007 verstarb. Nachdem sie sich von dieser schwierigen Zeit etwas erholt hatte, konnte Hanni wieder mehr am Leben teilnehmen. Sie besuchte den  Mittagstisch der Senioren, das Alters­turnen, die Anlässe des Frauenvereins oder konnte mit den Kindern und Enkeln kleinere Ausflüge machen. Leider war ihr nur eine kurze aktivere Zeit vergönnt. Verschiedene gesundheitliche Probleme machten sich bemerkbar, mehrere Operationen wurden nötig.  Nach einem Zusammenbruch erholte sich das bereits kranke Herz nicht mehr. Trotz aller Beschwerden, u. a. grossen Schmerzen meisterte Hanni mit Hilfe ihrer Kinder, der Nachbarn und der Spitex ihren Alltag, besorgte so gut es ging den Haushalt und war immer noch im Garten anzutreffen. Aber die Kräfte liessen stetig nach, der Rücken wurde gebeugter, das Atmen beschwerlicher und die Schmerzen stärker, ihr Bewegungsradius wurde immer kleiner. Nach einem Spitalaufenthalt im Sommer 2017 konnte Hanni zu aller Leidwesen nicht mehr in ihr geliebtes Zuhause zurückkehren. Ein Jahr lebte  sie im Seeblick in Sursee. Täglich las sie immer noch Zeitung, hörte Radio und spazierte mit dem Rollator rund ums Heim. Im August 2018 ging ihr Wunsch in Erfüllung und Hanni konnte ins «Violino» nach Zell zügeln. Dort kannte sie einige Bewohner. Sie freute sich über die Besuche ihrer Kinder, Nachbarn und Bekannten. Trotz der guten Betreuung litt Hanni an Heimweh. Schon nach kurzer Zeit nahmen leider Hannis Beschwerden zu. Ein weiterer Spitalaufenthalt wurde nötig. Nach ein paar Tagen erlitt sie einen Hirnschlag und wurde am 6. Dezember 2018 von ihren Leiden erlöst. Möge Hanni jetzt bei unserem Gott geborgen sein.