Nachruf

09. Dezember 2019

Franziska Schärli-Epp

Fischbach

Unser Mueti wurde am 2. August 1941 als ältestes von 11 Kindern von Agatha und Albin Epp-Ott im Steinerberg, Kanton Schwyz, geboren. Acht Jahre später zügelte die Familie in die Haselegghütten im Rotmoos, Entlebuch. Dort erlebte Mueti eine einfache Kindheit. Die Schule besuchte sie zwei Jahre im Steinerberg, den Rest im Rotmoos. 

Als gute Grundlage für ihr späteres Leben absolvierte Mueti die Bäuerinnenschule in Pfäffikon. Ihre Ausbildung krönte sie mit der Bäuerinnenprüfung. Den guten Kontakt mit ihren Kolleginnen von damals pflegte sie bis an ihr Lebensende. Mehreren Haushalten stellte sie ihre Arbeitskraft zur Verfügung. 

Am 24. Mai 1966 heiratete sie in der Bruderklausen-Kapelle Rotmoos ihren Nachbarn Hans Schärli von der Unterblattegg. Das Versprechen, einander in guten und schlechten Tagen beizustehen, haben sie 45 Jahre bis zu Vaters Tod gehalten. Aus ihrer Ehe sind zehn Kinder entstanden. Sie alle durften eine wohlbehütete Kindheit erleben. Eine sehr traurige Zeit erlebte Mueti 1972, als ihr Sohn Andreas mit nur vier Monaten von Gott zu den Engeln gerufen wurde. 

Die schönen Sonntagspaziergänge mit Mueti waren für die Kinder immer ein Erlebnis. In bester Erinnerung sind ihnen auch die Besuche mit ihr bei ihren Eltern im Stigli in Steinen mit dem Zug geblieben. Mueti war stolz auf die erfolgreichen Berufsabschlüsse ihrer Kinder und dass sie sich in ihren erlernten Berufen bewährten. Mit der Zeit wuchs ihre Familie durch Schwiegersöhne und -töchter und zwanzig Grosskinder. Auf diese war sie besonders stolz. Über Besuche ihrer Liebsten freute sie sich immer sehr. Von Herzen liebte sie Familienfeiern wie Geburtstage, Hochzeiten, Taufen, Erstkommunionfeiern oder Firmungen.

Für die Eltern war es nicht einfach, als sie erkannten, dass ihre Zeit auf dem Pachtbetrieb Unterblattegg zu Ende ging. Es war eine riesige Herausforderung, für ihre grosse Familie ein neues Daheim zu finden. Gross war die Erleichterung, als sie 1995 in Fischbach die Liegenschaft Schlempen käuflich erwerben konnten. Glücklich zogen sie zwei Jahre später mit den jüngsten Kindern in das neue, praktische Haus ein. Sie wurden in ihrer neuen Heimat sehr gut aufgenommen und Mue­ti integrierte sich schnell und fühlte sich immer sehr wohl. Für sie begann nun ein neuer Abschnitt, der ihr neue Lebensqualität brachte. Da ihre Tage weniger arbeitsintensiv waren, genoss sie die vermehrte Freiheit. Das Singen im Seniorenchörli und das Mitmachen im Turnverein bedeuteten ihr sehr viel. Als kontaktfreudige Frau knüpfte sie viele Freundschaften. Auf ihren Spaziergängen auf dem Bodenberg tankte sie neue Energie. Als sehr naturverbundene Frau liebte sie die Arbeiten in Feld, Stall und Garten. Auf ihre Blumen und das eigene Gemüse war sie stolz. Es erfüllte sie mit Genugtuung, weitgehend Selbstversorgerin zu sein. 

Mueti war eine einfache Frau, die an sich keine Ansprüche stellte, der aber das Wohlergehen ihrer Liebsten wichtig war. Weltoffen interessierte sie sich für das Weltgeschehen und informierte sich über Radio und Zeitung. Als leidenschaftliche Sammlerin freute sie sich immer über Berichte, in denen ihre Kinder oder Grosskinder vorkamen. Meistens schnitt sie diese aus und legte sie beiseite. 

Mueti erlebte einige Schicksalsschläge. Ganz plötzlich starb ihr Vater 1989 durch einen Unfall, ihren Bruder Albin verlor sie 2005. Bis zuletzt unterstützte und pflegte sie ihren Mann, bis dieser 2011 von seinem langjährigen Leiden erlöst wurde. Ihre Mutter durfte100 Jahre und 1 Monat leben und starb 2012.

Gelegentliche Ausflüge hat Mueti sehr genossen und sie erinnerte sich noch Jahre danach an Details. Neben dem Besuch des Sonntagsgottesdienstes wurde in den letzten Jahren auch das Luthern Bad zu ihrem Kraftort, wo sie gerne verweilte und für ihre Liebsten betete.

Völlig unerwartet bekam Mueti im Mai die Diagnose eines bösartigen, schnellwachsenden, nicht operierbaren Tumors. Diese schreckliche Nachricht war für ihre grosse Familie ein Schock. Tapfer und ohne zu hadern stellte sie sich der Krankheit und nahm bewundernswert stark und willig den Kampf dagegen auf. Vier Wochen lang reiste sie tagtäglich mit dem Zug nach Luzern zur Therapie. Dabei hat sie diese stets so geplant, dass daneben auch ihr Privatleben noch Platz fand, denn das war ihr wichtig. Trotz ihrer Krankheit hat sie sich auf das Epp-Treffen sehr gefreut, um alle Geschwister und deren Familien wieder einmal zu sehen. Wer hätte damals gedacht, dass sie schon in zwei Monaten nicht mehr da ist?

Vielversprechend begann Mueti auch die zweite Therapie. Kurz darauf machten sich grosse gesundheitliche Probleme bemerkbar. Aufgeben war für sie aber kein Thema.

Für die Teilnahme an der Taufe ihres jüngsten Grosskindes Mael im September auf Heiligkreuz hat sie all ihre Kräfte gebündelt.

In der Zeit ihrer Krankheit wurde ihren Kindern bewusst, wie gross Mue­tis Umfeld war. Die vielen Besuche, Telefonate und Briefe schätzte sie sehr. 

Doch ihre Kräfte wurden ihr durch die Krankheit geraubt, sie schwanden in den letzten zwei Wochen zusehends. Ihre Kinder unterstützten sie stark, um ihr den Wunsch, zu Hause zu bleiben, zu erfüllen. Bis zwei Tage vor ihrem Tod konnte sie noch jeden Morgen selbständig aufstehen. Am Samstagmorgen, 26. Oktober, einem wunderschönen Herbsttag, haben sie ihre Kräfte verlassen. Im Beisein ihrer Liebsten durfte sie am späten Nachmittag ihre letzte Reise antreten.

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