Nachruf

25. Mai 2021

Berta Bösch-Glauser

Berta Bösch-Glauser
Grosswangen

Unser Mueti wurde am 5. Februar 1922 in der Stockmatt in Grosswangen geboren und ist dort zusammen mit ihrem Bruder und ihren zwei Schwestern aufgewachsen. Auch nach der Heirat mit unserem Vater Jakob blieb dieses Heimetli ihr Zuhause und sie sorgte dafür, dass wir vier Kinder, Köbi, Severin, Hans und Berta, dort eine glückliche Kindheit verbringen durften. Mueti hat im Haus zum Rechten geschaut, hat aber auch unseren Vater bei seinen Arbeiten im Stall und auf den Feldern unterstützt, sei es beim Heuen oder bei der Obsternte. Wenn Vater seiner Arbeit als Kundenmetzger nachgegangen ist oder seinem Hobby, der Jagd, gefrönt hat, hat Mueti jeweils zu Hause die Stellung gehalten.

Leider mussten wir im Jahr 1971 einen traurigen Schicksalsschlag verkraften, als unser Bruder Hans im Alter von nur 19 Jahren bei einem Autounfall ums Leben kam. Dies war für Mueti sehr schwer. Einen Lichtblick gab es in dieser Zeit mit der Geburt ihrer ersten Grosskinder. Auch diese hatten es immer gut in der Stockmatt. Unvergessen sind die jährlichen Zusammenkünfte an Ostern, wo jeweils alle im kleinen Stubeli in der Stockmatt versammelt waren. Oft verbrachten die Grosskinder auch ihre Ferien bei Grosi und Grospi. Dort wurde es nie langweilig. Ab und zu machte Grosi am Abend sogar noch eine kleine Velotour mit ihren Feriengästen. Im Winter kam es immer wieder vor, dass Mueti ihre Langlaufskis angeschnallt hat, um damit eine Runde zu drehen. Ihr grösstes Hobby aber war ihr Garten. Jedes Jahr wurden Gemüse, Beeren und Blumen angepflanzt und bei unseren Besuchen in der Stockmatt durften wir auch meistens etwas von Muetis reicher Ernte mit nach Hause nehmen.

In den 1990er-Jahren übernahm Köbi die Stockmatt und zog zusammen mit seiner Familie in die neu eingebaute zweite Wohnung. So kam für unsere Eltern wieder etwas mehr Leben ins Haus. Leider konnte unser Vater dies nur noch ein paar wenige Jahre geniessen. Im Herbst 2001 hörte sein geschwächtes Herz auf zu schlagen. Für Mueti war das eine schwere Zeit, aber glücklicherweise war sie in der Stock-matt nicht alleine und sie konnte weiterhin in ihrem gewohnten Umfeld bleiben. Mueti war in dieser Zeit auch immer froh über die Gesellschaft ihrer Hunde. Täglich, manchmal sogar mehrmals, machte sie mit den Vierbeinern einen Spaziergang. Dabei führte der Weg immer mindestens bis zur nahe gelegenen St.-Anna-Kapelle. Oft sass Mueti auch einfach vor dem Haus auf dem Bänkli und genoss den Blick über die Felder in die Berge.

Vor einigen Jahren ist Mueti ins Betagtenzentrum Linde gezogen. Das war für sie am Anfang sicher eine grosse Umstellung, aber Mueti hat sich nie beklagt und sie hat sich in der «Linde» gut eingelebt. Leider hörte sie in den letzten Jahren immer schlechter und das machte es schwierig für sie, sich an Gesprächen zu beteiligen. Trotzdem hat Mueti sich immer sehr gefreut, wenn sie Besuch von ihrer Familie oder von Verwandten und Bekannten bekommen hat und in der Cafeteria einen Kaffee oder ein Dessert geniessen konnte. Diese Besuchsmöglichkeiten waren in den letzten Monaten leider stark eingeschränkt. Umso wertvoller ist es, dass Mueti an ihrem 99. Geburtstag, am 5. Februar, nochmals mit ihren drei Kindern zusammen sein durfte.

Mueti hat uns nach unseren Besuchen immer mit «of Wiederluege» verabschiedet. Leider ist dieses Wiedersehen nun nicht mehr möglich. Mueti ist in den letzten Wochen immer schwächer geworden und das Atmen fiel ihr zunehmend schwerer. Glücklicherweise blieb ihr ein langes Leiden erspart und sie durfte am 22. Februar friedlich einschlafen.

Mueti, Grosi und Urgrosi, wir sind dankbar, dass wir dich so viele Jahre bei uns haben durften. Du hinterlässt uns viele schöne Erinnerungen und wirst immer einen Platz in unseren Herzen haben.

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