Nachruf

23. Dezember 2021

Bernadette Wüest-Steinmann

Bernadette Wüest-Steinmann
Willisau

Bernadette Wüest-Steinmann ist am 6. März 1937 in Briseck/Zell als jüngstes von 9 Kindern der Kleinbauernfamilie Thaddäus und Franziska Steinmann-Getzmann geboren. Als Bernadette kaum ein Jahr alt war, starb ihr Vater und sie kam zur Entlastung der Mutter zu den Grosseltern und Tanten nach Ufhusen. Bis zu ihrer Hochzeit blieb dies dann auch ihr Zuhause. Der Kontakt zur Familie in Zell blieb jedoch immer bestehen.

Die Primar- und Sekundarschule besuchte Bernadette in Ufhusen und anschliessend die Mittelschule in Willisau. Um ihr Französisch zu verbessern, ging sie nach der obligatorischen Schulzeit in ein Institut in Bourguillon, Freiburg. Danach durfte sie auf der Gemeindekanzlei Zell die kaufmännische Lehre absolvieren, welche sie mit Erfolg abschloss. Es folgte ein längerer Sprachaufenthalt in England, von dem sie noch Jahrzehnte später schwärmte. Auch von ihrer Zeit im bekannten Institut «Le Courtil» in Rolle am Genfersee erzählte sie immer wieder gerne.

Bernadette arbeitete anschliessend noch in Lausanne bei Fibre des Verres und dann für die Firma Blaser, Maschinen-Vertretungen in Luzern und für die SBB Kreisdirektion Luzern im Betriebs- und Auskunftsdienst.

Ihr Engagement in der Armee beim damaligen Frauenhilfsdienst erfüllte sie mit Stolz. Mit Freude leistete sie nach der Grundausbildung WKs in der Stabskompanie im 2. Armeekorps als administrative FHD.

Im Sommer 1962 schloss Bernadette Bekanntschaft mit dem Ufhuser Seppi Wüest. Gesehen hatten sich die beiden schon oft, man kannte sich von jung auf, auch wenn Seppi einige Jahre älter war.

Ende 1962 kündigte Bernadette ihr Arbeitsverhältnis bei der SBB in Luzern. Stattdessen besuchte sie nun die Schule für angehende Familienfrauen im Salesianum in Zug.

Am 20. Mai 1963 schlossen Bernadette und Seppi den Bund fürs Leben in der Pfarrkirche Ufhusen. Der erste gemeinsame Hausstand gründeten die beiden in Reiden. Schon bald kamen Seppi und Ruth auf die Welt. 1966 zügelte die junge Familie nach Willisau in die Geissburg. Die Familie wuchs, es kamen Ruedi, Silvia, Peter und Urs zur Welt. Die nun 8-köpfige Familie brachte viel Arbeit, aber auch viele glückliche Stunden. Für Bernadette stand die Familie stets an erster Stelle.

Mit grosser Freude durfte 1973 das neuerbaute Eigenheim in der Geissburg­halde 10 in Willisau bezogen werden. Das Haus mit grossem Garten, Blumen, Beeren und Obstbäumen brachte zusätzliche Arbeit, bereitete aber allen viel Freude, Bewegungsfreiheit und Abwechslung.

An den zahlreichen Familienfesten wie Geburtstagen, Erstkommunion, Weihnachten und Ostern deckte Bernadette stets einen schön dekorierten Tisch und kochte wunderbare Menüs – oft auch mit Gemüse aus dem eigenen Garten. Und wenn dann mal etwas anbrannte, klang es aus der Küche bestimmt: «Noarli, noarli!»

Die Zeit der Berufswahl für die sechs Kinder kam und langsam wurde das Haus stiller. Dank der Umsicht und Liebe von ihrem Mann und ihrer eigenen robusten Gesundheit verkraftete sie das Entlassen der Kinder in deren eigenständiges Leben gut. Mit den Kindern aus dem Haus, widmete sich Bernadette wieder ihren beruflichen Anfängen. Sie nahm ihrem Mann einige administrative Arbeiten aus dem Arbeitsalltag ab und erledigte viele schriftliche Arbeiten. Sie lernte auch noch mit dem Computer umzugehen und übernahm für einige Jahre eine Teilzeitstelle im administrativen Bereich.

Als stille Schafferin engagiert sich Bernadette auch mit Freude im Vorstand des kath. Frauenbundes, des Samaritervereins und des Frauenturnvereins Willisau. In ihrer Freizeit organisierte sie gerne Jassnachmittage, Wanderungen und kleinere Ausflüge mit Freundinnen. Viele Jahre besuchte sie auch jede Woche eine Stunde Yoga und zuletzt turnte sie noch fleissig beim Altersturnen mit.

Bernadette liebte das Reisen. Eine grosse Freude waren die Carreisen, die sie jeweils mit ihrer Tochter Ruth oder einer Freundin unternahm. Auch zusammen mit ihrem Mann durfte sie viele kleinere und grössere Reisen unternehmen. Sie besuchten gerne verschiedene Städte und machten Ferien am Mittelmeer. Ganz begeistert kehrte Bernadette jeweils von den verschiedenen Flussreisen wieder nach Hause. Aber auch die Restauratoren-Reise nach St. Petersburg blieb ihr besonders in Erinnerung.

Auch die Sommerferien mit der Familie in den Bergen brachten Bernadette Abwechslung. Sie liebte das Wandern in der schönen Bergwelt. Später schlossen sich Bernadette und Seppi auch einer Wandergruppe an oder sie erkundeten alleine die Wanderwege im Engadin und Wallis. Dort konnten sie neue Kräfte für den Alltag sammeln. Bis 2019 verbrachten sie jedes Jahr zwei Wochen in den geliebten Bergen.

Im Winter stand jeweils eine Skiwoche auf dem Programm. Sobald die Kinder grösser waren, wechselte Bernadette auf die Langlaufski und benutzte die ihr vertrauten, ausgebauten Wanderwege zum Langlaufen.

In der Zwischenzeit haben alle 6 Kinder eine eigene Familie gegründet und die 15 Grosskinder waren die grosse Freude von Bernadette. Jederzeit durften die Grosskinder in der Geissburg zu Besuch und in die Ferien. Bernadette nahm sich gerne Zeit, mit ihnen zu spielen, sie zu verwöhnen und stundenlang vorzulesen: «Do e Topf ond det e Topf ond ech heisse Topf.» Sie servierte unzählige Sirups und strich Tausende «Ankebocks».

2010 war ein Jahr grosser Veränderungen für Bernadette und Seppi. Die beiden nahmen Abschied von ihrem Eigenheim auf der Geissburghalde und fanden im Sonnengrund 3 in Willisau ihr neues Zuhause. Sohn Urs übernahm mit seiner Familie das Elternhaus.

Bernadette wusste die neue, fremde Wohnung bald in ein schönes Zuhause zu verwandeln, in dem sie gerne Besuch empfing. «Nehmsch es Sirup, gäu?», lautete die Frage, die sie ihren Grosskindern stellte, sobald sie in der Stube sassen und auch etwas Süsses fehlte nie auf dem Tisch.

Abwechslung und Freude bereiteten Bernadette die Kaffeerunden, die sie regelmässig mit ihren Freundinnen abhielt. Auf den diversen Spaziergängen, die Bernadette in den letzten Jahren machte, erfreute sie sich an der Natur. Besonders die Blumen hatten es ihr angetan. So schmückten Blumen auch immer den Esstisch, wo sie Zeugen von vielen Familienbesuchen wurden. Diese Besuche waren Bernadette sehr wichtig. Sie freute sich über Prüfungserfolge und über den Werdegang ihrer Kinder und Grosskinder zu erfahren, Ferien- und Reiseberichte auszutauschen und sie erkundigte sich stets nach dem Wohlergehen aller Familienmitglieder. Vor allem in den vergangenen Monaten, als ihre Kräfte nachliessen, brachten ihr die Besuche freudige Abwechslung in den Alltag.

Am Sonntagmorgen, dem 7. November 2021, hast du uns nach kurzem Spitalaufenthalt für immer verlassen. Liebe Bernadette, liebes Mami und Grossmama, wir danken dir für die Zeit, die wir mit dir verbringen durften. Deine Spur führt in unser Herz.

Deine Familie