Nachruf

11. Juni 2019

Anna Stöckli-Meier

Twerenegg

Anna Stöckli-Meier wurde am 21. Juni 1927 als zweites von acht Kindern den Eltern Josef und Marie Meier-Kurmann, Wiggermatt, Willisau, geschenkt. Sie verlebte zusammen mit ihren drei Schwestern und vier Brüdern eine wunderschöne Jugendzeit. Die Wiggermatt und Willisau bedeuteten ihr sehr viel. Ihre Augen leuchteten jeweils auf, wenn sie von ihrer Jugendzeit auf der Wiggermatt erzählte. Auch in späteren Jahren besuchte sie gerne und oft ihr früheres Zuhause. Ab 1934 besuchte Anna die Primar- und Sekundarschule in Willisau. Die Schule bereitete ihr viel Freude. Die guten Noten zeugten von ihrem grossen Interesse, Neues zu erlernen. Zusammen mit ihrer Schwester Maria durfte sie ein Musikinstrument erlernen. Die beiden erfreuten später mit ihrem Gesang und dem Mandolinen- und Gitarrenspiel so manche Runde. Das Singen und Musizieren waren schöne Abwechslungen im strengen Alltag. Nach Abschluss der Schule konnte Anna einen Gartenbaukurs besuchen. Dieser Kurs weckte ihre lebenslange Leidenschaft für Blumen und Gärten. Mit 18 Jahren absolvierte Anna bei Josef Petermann im Hotel Mohren während zwei Jahren eine Kochlehre. An diese zwei lehrreichen Jahre erinnerte sich Mueti immer gerne zurück und sie bildeten die Basis, später uns und viele Gäste zu verwöhnen.

Im Jahre 1947 lernte Mueti unseren Vater Hans Stöckli von der Twerenegg kennen und lieben. Sie heirateten am 23. Mai 1949. In ihrem neuen Zuhause wartete viel Arbeit auf die junge Ehefrau. Neben dem Landwirtschaftsbetrieb mussten die Post und der grosse Haushalt mit den Schwiegereltern und drei Angestellten besorgt werden. Mueti war bei der Bewältigung der vielen Aufgaben in ihrer Arbeitsweise sehr effizient Die Schwiegermutter war schon damals von ihrer Krankheit gezeichnet und verstarb, kurz nachdem Mueti im Herbst 1950 ihren ersten Sohn Hans geboren hatte. Im gleichen Jahr musste sie auch von ihrem Vater allzu früh Abschied nehmen. Auf Sohn Hans folgten vier weitere Kinder, nämlich Pius, Anita, Erwin und Walter. Auch ihr Schwager Adolf lebte anfänglich im gleichen Haushalt. Die gegenseitige Wertschätzung der beiden dauerte bis heute an. Über mehrere Jahre haben auch die Lehrer der Schule Twerenegg den Mittagstisch auf der Matt vervollständigt. Mueti war der ruhende Pol, wenn es im grossen Haushalt mal hektisch zu- und herging. Mit ihrer Ausgeglichenheit und liebevollen Art war sie der Garant für ein entspanntes und schönes Familienleben. Ihre spärliche Freizeit verbrachte sie im Frauenturnverein, beim Frauenbund oder bei Konzertbesuchen. Ihre erste grös­sere Reise unternahm sie zusammen mit unserem Vater im Jahr 1972 nach Mallorca. Auch die Auslandreisen mit dem Artillerieverein, jassen mit Kolleginnen oder gelegentliche Bergwanderungen brachten Abwechslung in ihr arbeitsreiches Leben.

Mueti war eine ausgezeichnete Gastgeberin und Köchin. Die ganze Familie und unzählige Besucher erfreuten sich an ihren Kochkünsten. Sie bewirtete die Gäste stets mit viel Liebe und Hingabe. Auch wenn nicht angemeldete Gäste anklopften, stand schnell ein Kaffee avec und ein Zobig auf dem Tisch und sie schenkte diesen Menschen Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Ihre zweite grosse Leidenschaft war der Blumen- und Gemüsegarten. Trotz hoher Arbeitsbelastung verbrachte Mueti viele Stunden beim Gärtnern. Ertragreiche Ernten und herrliche Blumenbeete zeugten von ihrem grossen Fachwissen.

Mit der Verpachtung der landwirtschaftlichen Liegenschaft im Jahr 1970 wurde die Arbeitsbelastung etwas kleiner. Der Umzug ins neue Wohnhaus Obermatt brachte Erleichterungen und mehr Annehmlichkeiten. Die Kinder zogen aus, heirateten und ab 1982 stellten sich allmählich Grosskinder ein. Auch zu ihnen pflegte Mueti ein sehr herzliches Verhältnis. Alle besuchten ihr Grosi gerne auf der Twerenegg.

Vor ziemlich genau acht Jahren mussten unsere Eltern den Haushalt auf der Twerenegg aufgeben und ins Pflegeheim Weiermatt eintreten. Dieser Schritt fiel ihnen nicht leicht. Mueti hat sich in all den Jahren aber nie darüber beklagt, obwohl das Leben beschwerlicher und eintöniger wurde. 2013 verstarb ihr Ehegatte und unser Vater nach 64 glücklichen Ehejahren. Ende Februar dieses Jahres erlitt Mueti eine Lungenentzündung. Sie erholte sich von dieser Erkrankung nicht mehr und konnte am 4. März 2019 friedlich einschlafen.

Unserem Mueti stand das Wohl der Familie an erster Stelle. Wir, die Kinder und Grosskinder, haben sie als äusserst liebevolle, bescheidene und zufriedene Persönlichkeit über alles geschätzt. Es gelang ihr immer wieder, sich in jeder Lebenslage auf neue Situationen einzulassen. Auch zu ihren Geschwistern, Schwäger und Schwägerinnen pflegte sie ein herzliches Verhältnis. Sie begegnete ihnen, aber auch allen anderen Menschen mit grosser Wertschätzung und viel Empathie. Sie bleibt uns allen als Vorbild in bester Erinnerung.

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