Nachruf

25. Mai 2020

Anna Albisser-Bucher

Willisau

Schlicht und einfach war dein Leben,
treu und fleissig deine Hand.
Möge Gott dir Ruhe geben, 
dort, im neuen Heimatland.

Unser Muetti, Anna Albisser-Bucher, wurde am 2. April 1927 im Schattemoos in Hergiswil als viertes Kind den Eltern Hermann und Katharina Bucher-Aregger geboren. 

Mit fünf Schwestern und mit dem Bruder Hermann verbrachte Muetti eine schöne, aber strenge Jugendzeit. Sie haben in bescheidenen Verhältnissen gelebt, waren aber glücklich und zufrieden. Beten und arbeiten waren die Lebensinhalte ihrer lieben Eltern.

Von 1934 bis 1941 hat Muetti die Primarschule im Hübeli besucht und war immer sehr stolz, wenn sie gute Noten nach Hause brachte. 

Viel hat sie uns aus dieser Zeit erzählt: Vom Schulweg – der vor allem im Winter sehr anstrengend war – und von ihren Schulkollegen, mit denen Muetti bis an das Lebensende noch ab und zu Kontakt pflegte.

Nach der Schulentlassung hat sie zu Hause tatkräftig mitgeholfen, wie es damals üblich war. Auch bei den Nachbarn ging sie aushelfen, wenn Arbeitskräfte gefehlt haben.

Mit 17 Jahren kam die Zeit, um in die Fremde zu ziehen. Zuerst nach Ettiswil zu einer kinderreichen Bauernfamilie. Dort hat Muetti ihre Kochkünste erweitert.

Es war eine schwere Zeit und das Heimweh war sehr gross. Auch Freizeit hatte sie fast keine. Ab und zu durfte Muetti mit dem Velo ihre Eltern im Schattenmoos besuchen.

Nach drei Jahren hat sie die Stelle gewechselt und ging nach Willisau in einen Geschäftshaushalt und später wieder aufs Land auf einem grossen Bauernhof in Grosswangen. Dort hat Muetti ihre grosse Liebe Hans Albisser kennen und lieben gelernt.

Am 7. Juli 1953 haben sie einander im Luthern Bad das Ja-Wort gegeben. Von da an war Muetti im Kirchgraben, Ostergau, zu Hause. Schwere Zeiten hat sie als junge Frau dort erlebt. Gearbeitet von morgens früh bis abends spät.

Mit der Zeit haben sechs Kinder Leben ins Haus gebracht: Hans, Xaver, Anna, Toni, Sepp und Thomas. Wir alle durften eine schöne und glückliche Kindheit und Jugendzeit verbringen. Wurden mit viel Liebe und guten Ratschlägen begleitet.

Wir freuten uns immer auf den Sonntag, wenn Muetti mit uns in den Wald kam und heimlich die «Lismette» mitgenommen hat. Sie hat uns Geschichten erzählt und Versteckis gespielt. Bei den Fuchshöhlen hatten wir Strassen gebaut und Tannzapfen waren unsere Rennautos.

Sehr gerne ist unser Muetti nach Luthern Bad gepilgert oder ins Flüeli-­Ranft zum Bruder Klaus. Jeden Sonntag ging sie in die Kirche und hat alle in ihr Gebet eingeschlossen.

Eine schwere Zeit hat sie im Jahr 1969 durchgemacht: Kurz nach der Geburt von Thomas ist unser Papi an einem Herzinfarkt erkrankt. Noch viel mehr Arbeit kam auf Muetti zu. Oft hat sie geweint und fast nicht mehr weiter gewusst.

Am 27. Oktober 1969 musste Muetti von ihrem treubesorgten Vater Hermann Bucher und am 14. Mai 1973 von ihrer lieben Mutter Katharine Bucher Abschied nehmen. Auch ihre Schwester Nina und ihr Bruder Hermann gingen ihr voraus. 

Es wurde ruhiger im Kirchgraben. Wir Kinder zogen aus und haben unsere eigenen Familien gegründet.

Voller Freude und Stolz waren unsere Eltern an den Hochzeiten von uns Kindern und sie haben ihre Schwiegertöchter Heidi, Marlis, Margrit, Vreni, Esther und ihren Schwiegersohn Erwin in ihre Herzen geschlossen. 

Im Jahr 1989 haben sie die Liegenschaft an Sepp übergeben und durften im Nachbarhaus bei Xaver einziehen. Dort haben sie sich wohlgefühlt und konnten noch tatkräftig auf dem Hof mithelfen.

Mit grosser Freude und einem grünen Daumen hat Muetti ihren grossen Garten gepflegt und uns immer mit frischem Gemüse und Blumen verwöhnt.

Muetti hatte jetzt auch Zeit für das Nähen und Stricken. Ich glaube, es weiss niemand mehr wie viele paar Socken es verschenkt hat und wie viel Wolle durch Muettis Hand zu Maschen wurden.

Tief verbunden war Muetti mit der Natur und den Landschaften. Im Hinterland hat es jeden Hügel und jede Gegend gekannt. Gerne ging sie mit uns Kindern oder mit Vereinen auf Reisen.

Unser Muetti war ein Geografietalent. Jeden Berg und jeden Hügel hat sie gekannt. Sie hat sich sehr interessiert, wo ihre Kinder und Grosskinder in den Ferien waren. Wenn sie nicht ganz sicher war, wo dieser Ort ist, hat Muetti ihre Schweizer Karte oder ihre Weltkarte zu Hilfe genommen.

Die Wanderlust hat unser Muetti bis ins hohe Alter begleitet. Mit 84 Jahren hat sie noch den Pilatus bestiegen und viele Wanderungen in nah und fern unternommen. Mit ihren Geschwistern die Ferien in Engelberg zu verbringen, waren ihm eine Freude und Abwechslung.

Das Fahrradfahren hat ihr grossen Spass gemacht. So konnte sie ihre Freiheit geniessen und jederzeit unabhängig ins Städtli einkaufen gehen.

Bis ins hohe Alter hat man unser Muetti erkannt, wenn es mit ihrem roten Fahrrad unterwegs war.

14 Grosskinder und 11 Urgrosskinder haben ihr Leben bereichert. Jedes Einzelne hat Muetti in ihr Herz geschlossen und war allen ein liebevolles Grosi und Urgrosi.

Kein Geburtstag hat sie vergessen, sie hat immer an alle gedacht – sei es mit einem kleinen Geschenk oder mit einem Telefonanruf.

Mit viel Freude und Vertrauen auf Gottes Hand durftet ihr euren 50. Hochzeitstag feiern.

Niemand hätte gedacht, dass wir im selben Jahr, am 1. November 2003 von deinem geliebten Mann, unserem treubesorgten Papi Abschied nehmen müssen. Dieser grosse Verlust hat dich sehr geprägt.

Du hast dich aufgerafft, hast dein Leben weiterhin in deine Hände genommen. Die Gebete und deine Selbständigkeit haben dich starkgemacht.

Deine Freude war immer riesengross an jedem Besuch und vor allem, wenn wir alle nach Hause gekommen sind. Du hast uns dann immer mit viel Liebe und mit deinen Kochkünsten verwöhnt. Die Festtage in deiner vollen Stube bleiben uns in bester Erinnerung.

Ein eindrückliches Erlebnis war, als du an deinem 80. Geburtstag mit dem Helikopter über das Hinterland bis zum Pilatus fliegen durftest. Hügel und Täler von deinem geliebten Heimatland von oben zu sehen, hat dich sehr beeindruckt.

Die tragischen Ereignisse vom letzten Herbst – den Tod von deinem Schwager Kari und den Tod von deinem geliebten Schwiegersohn Erwin haben dich sehr schwer bedrückt und mitgenommen.

Vom Frühling an haben deine Kräfte nachgelassen. Dank der enormen Unterstützung der Spitex und die liebevolle Betreuung von uns allen – besonders von deinen Schwiegertöchtern Vreni, Marlis und Esther – ist dein grösster Wunsch, zu Hause sterben zu dürfen, in Erfüllung gegangen.

Du konntest von allen Abschied nehmen und durftest am Sonntagabend, 26. Mai 2019, friedlich einschlafen.

Liebes Muetti, wir danken dir für all deine Liebe und Güte, die du uns immer geschenkt hast. Du wirst in unseren Herzen weiterleben. Wir vermissen dich! 

Deine Familie