Nachruf

04. Januar 2021

Alice Muff-Koller

Buttisholz

Nach einem langen und erfüllten Leben sanft einschlafen zu dürfen, ist eine Gnade. Der Lebenskreis unserer Mama Alice Muff-Koller hat sich in den frühen Morgenstunden des 23. Juni 2020 unerwartet schnell geschlossen. Trau-rig und mit grosser Dankbarkeit lassen wir sie los.  

Vor 87 Jahren, am 14. Januar 1933, hat Alice Koller in Fischbach das Licht der Welt erblickt. Mit sechs Geschwistern ist sie als zweitjüngstes Kind von Lina und Josef Koller-Huber auf dem elterlichen Hof Gretti wohl umsorgt und geborgen, aber in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen. Schon als kleines Mädchen hat sie von ihrem 16-jährigen Bruder Sepp Abschied nehmen müssen. 

Nach dem Besuch der Primarschule in Fischbach marschierte sie über die grosse Allmend nach Grossdietwil in die Sekundarschule. Schon in diesen Jugendjahren ging sie in der Nachbarschaft zum Kinderhüten und Aushelfen, wie etwa bei der strengen Wascharbeit. Dann erweiterte sich ihre Lebenslaufbahn und sie arbeitete einen Winter lang in Knutwil im Gasthaus Rössli im Service und als Mädchen für alles. Bald darauf trat sie mit viel Freude eine Stelle bei Familie Schurtenberger in Tannenfels, Nottwil, an. Es gefiel ihr, einmal so richtig fort von zu Hause arbeiten zu können. Dort lernte sie viel Neues und profitierte für ihre Zukunft. 

In dieser Zeit kreuzte sich Mamas Weg mit dem ihres Nachbarn Otto Muff von Guggenhusen und es entstand eine enge Freundschaft. Dann aber, mit 20 Jahren, verlor sie ihren Vater Josef. Von da an war es ihre Aufgabe und Pflicht, zu Hause ihrer Mutter und ihrem Bruder beizustehen. Schweren Herzens ging sie wieder heim, um bei allen Arbeiten mit anzupacken. Mit dem Töff kam nun Messerschmied Otto in die Gretti zu Besuch und legte auch mal Hand an beim strengen Heuen. 

Ihre Liebesbeziehung vertiefte sich und die beiden verlobten sich schon bald. Am 2. Mai 1957 schlossen sie den Bund fürs Leben in der Bruderklausenkapelle Sigigen. So legten sie den Grundstein zur Gründung ihrer eigenen Familie mit den Kindern Otti, Alice, Meinrad, Beat, Marietta und Eri­ka. Es herrschte ein fröhliches Treiben nebst der vielen Arbeit auf ihrem gemeinsamen Hof Guggenhusen. Ihre Schwester mit Cousine Rita und die Schwiegereltern waren Teil der Familie, manchmal auch ihre eigene Mutter Lina, bis sie 1966 verstarb. 

Das Wohl der ganzen Familie lag Mama stets am Herzen, fürsorglich war sie für unsere Anliegen da. Mit grosser Leidenschaft nähte und strickte, kochte und backte sie für uns. Der reichhaltige Obst- und Gemüsegarten wurde genutzt für die Selbstversorgung, und der bunte Blumenschmuck ums Haus erfreute unsere Seelen. Mit grosser Schaffenskraft hat sie Papa jederzeit unterstützt, Mama liebte die Arbeit in Feld und Wald. Gemeinsam haben sie Schritt gehalten mit den Veränderungen in der Landwirtschaft und auf dem Hof neuzeitliche Anschaffungen getätigt.  

In den 63 Jahren, die sie in Guggenhusen verbrachte, sorgten Ferienkinder, Cousinen und Cousins so manches Mal für lustige Abwechslung. Gerne hat sie die Geselligkeit gepflegt. Mit vielen Einladungen und bei regelmässigen Besuchen kamen ihre Grosszügigkeit und Gastfreundschaft voll zum Zuge.  Mit dem roten VW-Käfer wurden etliche Familienausflüge und unvergessliche Passfahrten unternommen. All das erfüllte sie mit Glück und Zufriedenheit.  

Nach und nach zogen die Kinder von zu Hause aus. Vor Papas Pensionierung übergaben sie den Hof 1989 in junge Hände. Sie waren froh, mit Meinrad einen tüchtigen Nachfolger zu haben. Sehr grosse Freude bereiteten ihnen die 14 Grosskinder. Mit viel Interesse und Stolz verfolgten sie ihren Werdegang. Später durfte Mama auch zweifache Urgrossmutter sein. 

Das Reisen war ihr gemeinsames Hobby. Mit offenen Augen für die weite Welt haben sie Reisen in viele Länder unternommen. In bester Erinnerung blieb ihr die eindrückliche Wallfahrt nach Lourdes. Stets wusste sie auch Erlebnisse aus ihrer «Hinterländerchronik» zum Besten zu geben. 

Allzu früh verstarb Papa im März 2001. Mama vermisste ihn zeitlebens schmerzlich. Aber sie gab nicht auf und ging weiter ihren Weg. Im Pensionsalter machte sie mit im Seniorenchörli, genoss die Seniorenferien und Ausflüge mit der Wandergruppe, ging zum Turnen und war in der Missionsgruppe tätig. In unzähligen Jassrunden erfreute sie sich an manch gelungenen Stichen.   

Zufrieden und dankbar war sie, dass sie «daheim» in ihrer gemütlichen Wohnung bleiben durfte. Dank dem fürsorglichen Personal der Spitex wurde ihr dieser Wunsch bis zuletzt erfüllt.  

Liebe Mama, wir danken dir für deine Liebe und Güte, die du uns geschenkt hast. Wir gönnen dir die ewige Ruhe und wünschen dir Licht und Geborgenheit in deinem neuen, ewigen Daheim. Wir behalten dich in liebevoller Erinnerung in unseren Herzen. 

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